Hinter den Kulissen. 177
Trotzdem setzte Deutschland seine Bemühungen in
Wien fort, daß Graf Berchtold seinen Kollegen Ssaso-
now über den eigentlichen Zweck seines Vorgehens
befriedigend aufkläre.
O. Wb. 14: Telegramm des Reichskanzlers
an den deutschen Botschafter in Petersburg
vom 28. Juli 1914.
Wir bemühen uns unauzgesetzt, Wien zu veran-
lassen, in Petersburg Zweck und Umfang des öster-
reichischen Vorgehens in Serbien in einer unanfecht-
baren und hoffentlich Rußland befriedigenden
Weise llazulegen. Hieran ändert auch die inzwischen
erfolgte Kriegeerklärung nichts.
O. Wb. 2: Der Reichskanzler an die
Bundeeregierungen.
Vertraulich! Berlin, den 28. Juli 1914.
Euer pp. wollen der Regierung, bei der Sie be-
glaubigt sind, folgende Mitteilung machen:
Angesichts der Tatsachen, die die Osterreichisch-
Ungarische Regierung in ihrer Note an die Serbische
Regierung bekanntgegeben hat, müssen die letzten
Zweifel darüber schwinden, daß das Attentat, dem
der österreichisch-ungarische Thronfolger und seine Ge-
mahlin zum Opfer gefallen sind, in Serbien zum
mindesten mit der Konnivenz von Angehö-
rigen der Serbischen Regierung und Armee
vorbereitet worden ist. Es ist ein Produkt der
großserbischen Bestrebungen, die seit einer Reihe
von Jahren eine Quelle dauernder Beunruhigungen
für die ÖOsterreichisch-Ungarische Monarchie und für
ganz Europa geworden sind.
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