186 Hinter den Kulissen.
Letzterer ist darauf bedacht, im Vereine mit England
für die Bewahrung des allgemeinen Friedens zu
arbeiten. Den Londoner Konferenzplan habe
er deswegen nicht für glücklich gehalten, weil in
diesem „Areopage“ je zwei Mächte von jeder Gruppe
zu Gericht zu sitzen hätten über die beiden übrigen
Mächte. Aber im übrigen arbeite er ernstlich zu Wien
und Petersburg in friedlichem Sinne. Leider babe
er soeben gelesen, daß Rußland 14 Armeekorps im
Süden mobilisiert habe. Nun sei es schwer ge-
worden, in Wien noch Mäßigung zu predigen. Greife
nunmehr Österreich-Ungarn zu ähnlichen Maß-
regeln, so sei Rußland allein dafür verant-
wortlich. Goschen versuchte, einen Teil der Ver-
antwortlichkeit auf Osterreich zu wälzen, weil es ab-
gelehnt habe, die serbische Note als Grundlage für
weitere Berhandlungen zu benutzen. Oer Reichs--
kanzler betonte: die serbische Streitfrage sei eine
österreichische Angelegenheit, die Rußland gar nichts
angehe. JZedenfalls müsse aber ein Krieg
zwischen den Großmächten vermieden werden;
dies waren des Kanzlers letzte Worte.
Oer österreichisch-ungarische Kollege Graf Szö-
gp#np glaubte nicht an Krieg, da Rußland weder
einen solchen brauche noch in der Lage sei, einen mit-
zumachen. So denken bier viele.
Br. Wb. 72: Buchanan an Greyp.
Petersburg, 28. Juli. (Tel., eingetr. 29. Juli.)
Ssasonow war pessimistisch. Buchanan sagte: es sei
wichtig, die wahren Absichten der russischen
Regierung zu kennen: genüge ihr die Ver-
sicherung, daß Osterreich die Integrität und Unab--
hängigkeit Serbiens nicht antasten wolle? Ssasonow