Full text: Die geheime Vorgeschichte des Weltkrieges.

Hinter den Kulissen. 201 
  
Das war der vom diplomatischen Standpunkt aus 
meisterhaft geschickt angelegte Schachzug Greps, Deutsch- 
land, dem er das Scheitern seines von vornherein 
unpraktikabeln Konferenzplans in die Schuhe schob, 
für die weitere Gestaltung der Dinge verantwortlich 
zu machen. Mit dem Oruck auf den Knopf war ein 
solcher Druck Deutschlands auf Österreich gemeint, der 
einer Demütigung Österreichs und einer schweren 
Erschütterung unseres Bundesverhältnisses zu ihm 
gleichgekommen wäre. 
Auf das „großberzige“ englische Anerbieten ist 
nun nachstehendes Telegramm gefolgt: 
Br. Wb. 85: Goschen an Grey. 
Berlin, 29. Juli 1914. 
Ich wurde heute abend zu dem Reichskanzler 
gerufen. Seine E.zzellenz waren gerade von Potsbam 
zurückgekehrt. Er sagte, falls Osterreich von Rußland 
angegriffen würde, befürchte er, ein europäischer Krieg 
würde unvermeidlich werden, gemäß den Verpflich- 
tungen, die Deutschland als Verbündeter Österreichs 
habe, trotz seinen fortgesetzten Bemühungen den 
Frieden zu erhalten. Er ging dann dazu über, folgendes 
feste Angebot für die britische Neutralität zu machen. 
Er sagte, es sei lla, soweit er imstande sei, das Haupt- 
prinzip der britischen Politik zu beurteilen, daß Groß- 
britannien niemals zusehen und erlauben würde, daß 
Frankreich in irgendeinem Konflikt zertrümmert würde. 
Das sei jedoch nicht das Ziel Deutschlands. Voraus- 
gesetzt, daß die britische Aeutralität gesichert wäre, 
würde er der Britischen Regierung jede Sicherheit 
geben, daß die Kaiserliche Regierung keine Gebiets- 
erwerbungen auf Kosten Frankreichs erstrebe, sollte 
sie siegreich sein in irgendeinem Krieg, der kommen
	        
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