206 Hinter den Kulissen.
Br. Wb. 88: Grep an Goschen.
London, 29. Juli. Heute nachmittag Unterredung
mit dem deutschen Botschafter. Osterreichs Kriegs-
erklärung an Serbien habe die Lage verändert. Ge-
länge dem Kanzler die Vermittlung in Wien, gut; im
entgegengesetzten Falle sei der Vorschlag einer andern
Methode durch Deutschland nötig (ogl. Br. Wb.
Nr. 84). Allerdings müßten nach russischer Ansicht
währenddes die militärischen Operationen gegen Ser-
bien suspendiert werden; sonst gewänne Osterreich
Zeit, Serbien zu zermalmen (ogl. Br. Wb. Nr. 70 b).
Freilich, dazu sei es nun zu spät. Aber vielleicht werde
Osterreich nach der Einnahme Belgrads auf die volle
Genugtuung Serbiens warten müssen; und dann
werde man noch zwischen ihm und Rußland vermitteln
können.
Br. Wb. 89: Derselbe an denfelben.
London, 29. Juli. Gorts.) Berichtet über die
Warnung an Lichnowsky, die in Br. Wb. Nr. 87 be-
gründet ist. Der deutsche Botschafter fragte dar-
auf, was Grey mit dem „Einschreiten Englands unter
gewissen Umständen“ meine. Grey erwiderte: er
wolle keinen Oruck ausüben, solange Frankreich und
Deutschland nicht in den Konflikt verwickelt würden.
Sollten jedoch britische Interessen zum Ein-
schreiten nötigen, dann müsse die Entschei-
dung sehr schnell fallen. Darum solle Lichnows#ty
sich nicht getäuscht fühlen, wenn dieser Fall eintreten
sollte; er solle dann nicht etwa sagen: wäre er nicht
irregeführt worden, so hätten die Oinge leicht einen
andern Lauf nehmen können.
*