208 Hinter den Kulissen.
Man sieht: immer wieder wurden Osterreich-
Ungarn — gegen seine wiederholten Versicherungen —
schlimmere Absichten gegen Serbien unterlegt, als es
tatsächlich hegte, lediglich, um Rußlands kriegerische
Haltung zu rechtfertigen.
Br. Wb. 91: Grey an Bunsen.
London, 29. Juli. Der österreichische Bot-
schafter erzählte, er habe ein langes Memorandum
fertig, das nachweise, wie nötig Osterreichs Schritte
gegen Serbien seien. Grep erwiderte: er wünsche
nicht, die Gründe für die Auseinandersetzung zwischen
Osterreich und Serbien zu erörtern. Osterreich möge
sich seine Genugtuung polen, wenn der europäische
Friede dabei nicht bedroht werde. Menedorff ent-
gegnete: HDie Zeiten, wo ÖOsterreich sich auf immer
erneute Mobilisierungen beschränkt habe, seien vor-
über; es müsse eine sichere Bürgschaft für die Zu-
kunft baben, daß seine Interessen geschützt seien. Das
sei alles. Greyp meinte: dabei könne Serbien leicht
ein Vasall Osterreichs werden (vgl. Br. Wb. Dr. 90);
das bestritt Graf Mensdorff. Er setzte binzu: bis
zum Balkankriege habe jeder geglaubt, daß
Serbien in der österreichischen (nicht in der
russischen) Einflußsphäre liege.
Br. Wb. 92: Grey an Rodd.
London, 29. Juli. Oer italienische Botschafter
Üüberbrachte die Mitteilung San Giulianoe, Deutsch-
lands Gründen gegen die ursprünglich von Jtalien
unterstützte Greysche Viererkonferenz sollte durch eine
andere Form des Vorgehens begegnet werden. Grey
bemerkte dazu: dem habe er schon genügt, indem er