Die innere Entwicklungegeschichte des Oreiverbandes. 23
den Salonwagen des durchfahrenden Britenköniges zu
steigen, ohne ihn aufzufordern, dasselbe zu tun. Aber
gerade dafür habe sich, so erzählte die „Libre Parole“,
Delcassé durch Aufdeckung des Geheimvertrage gerächt.
Betrogne Betrüger! Anderseits zeugt es für die
edlen Charaktereigenschaften Delcassés wie die seiner
heuchlerischen Ententebrüder, daß sie gar nicht so lange
nach diesem „bedauerlichen"“ Vorfall einander von
neuem auf dem alten Wege begegneten: Cermaniam
esse delendam.
Die Tage vergingen, ohne daß der ehemalige
Minister Delcassé die ihm zugeschriebenen Auslassungen
auch nur im kleinsten Punkt als ungenau bezeichnet
und ohne daß sich die englische Regierung gemüßigt
gesehen hätte, offiziell oder auch nur offiziös in irgend-
einer Weise die Behauptungen des ehemaligen Leiters
der französischen auswärtigen Angelegenheiten zu be-
streiten. Die ganze französische Presse nahm, nicht
etwa bloß auf die Autorität Jaurès' bin, die Erzählung
von der angebotenen Hilfe Englands als beglaubigte
Tatsache an; ja, das Journal des Obbats verstieg sich
am 12. Oktober sogar zu dem Geständnisse, das „soge-
nannte Geheimnie"“ sei allen Blättern bekannt gewesen!
Das verlegene Schweigen Englands konnte man gleich-
falls nur als Bestätigung ansehen. Und so zweifelte
denn, außer einigen offiziösen Berliner und Wiener
Beschwichtigungsräten, auch in Oeutschland schließ-
lich kein Mensch mehr daran, daß Oelcassés Ent-
hüllungen im großen ganzen echt seien. (Auf die
Einzelheiten versteifen wir uns selbstverständlich nicht;
sie sind es ja auch in erster Linie, die im Laufe der
Jahre sicher erheblich baben geändert werden müssen.)
Bald trat aus dem Übel des Geredes dreierlei klar
hervor: