Die innere Entwicklungegeschichte des Dreiverbandes. 25
zeit dreimal die französische Diplomatie ausgehorcht,
um zu erfahren, ob Frankreich bereit sei, einen end-
gültigen Allianzvertrag zu schließen. Die französische
Regierung habe sich jedoch, zweifellos aus Rücksichten
auf Rußland, geweigert, diese Frage in Erwägung zu
ziehen. Als jedoch der französisch-deutsche Konflikt
einen akuten Charakter angenommen hatte, sei es die
französische Diplomatie gewesen, welche die Frage
wieder aufgenommen habe. Oer französische Bot-
schafter Paul Cambon erhielt von Lansdowne die münd-
liche Zusicherung des effektiven englischen Beistandes für
den Fall einer Krise. Cambon teilte Oelcassé mit,
daß, sobald der casus foederis eintrete, England seine
Zusicherung schriftlich wiederholen werde. Deutsch--
land, durch den Botschafter Wolff-Metternich hiervon
unterrichtet, habe die italienische Regierung wissen
lassen, daß es den Albschluß einer derartigen französisch-
englischen Allianz als casus belli ansehen würde. Oie
italienische Regierung teilte dies am 4. Juni dem fran-
zösischen Botschafter Barreère mit; dieser depeschierte
sofort nach Paris. Am 5. Juni war die Berabschiedung
Delcassés entschieden. Im Laufe des am C. Juni
abgehaltenen Ministerrats wollte Delcassé mit der
Erklärung: „Ich habe überdies eine formelle Zusicherung
des englischen Beistandes“ eine Urkunde aus seinem
Portefeuille nehmen; doch fiel ihm Rouvier sofort ins
Wort und sagte: „Ich habe eine Depesche Barreres,
die besagt, daß Ihre Politik den Krieg herbeiführen
würde“, und alle Minister sprachen sich einstimmig
gegen Oelcassé aus.
In dieser Darstellung bedarf nur die Behauptung,
daß Deutschland der italienischen Regierung habe mit-
teilen lassen, es werde den Abschluß einer französisch-
englischen Allianz als casus belli ansehen, einer Ein-