Hinter den Kulissen. 273
RK. Orb.: Vom deutschen Ultimatum machte ein
Geheimtelegramm Ssasonows an die Vertreter Ruß-
lands im Auslande folgende Mitteilung:
19. Juli/ 1. August. Um Mitternacht erklärte mir
der deutsche Botschafter im Auftrage seiner Regierung,
daß, wenn nach zwölf Stunden, das heißt am Nach--
mittag des Sonnabend, wir nicht zur Demobilisation
nicht allein Deutschland, sondern auch Österreich-
Ungarn gegenüber schreiten, die Deutsche Regierung
gezwungen sein werde, den Befehl zur Mobilisation
zu geben. Auf meine Frage, ob das gleichbedeutend
mit dem Kriege sei, antwortete der Botschafter mit
Rein, daß wir aber dem Krieg außerordentlich
nahe ständen. Ssasonow.
Br. Wb. 139: Buchanan an Grep.
Petersburg, 1. August. (Tel.; eingetroffen 2. Au-
gust.) Der Zar hat sein Telegramm an den Kaiser
gestern dem deutschen Botschafter vorgelesen. Kein
Fortschritt zu verzeichnen. Am Abend hatte Ssasonow
eine Aussprache mit dem Grafen Szapary über die
österreichisch-russischen Beziehungen im allgemeinen.
Ssasonow kam darauf zurück, die Hauptfrage sei die,
ob Österreich beabsichtige, Serbien zu zer-
malmen und zum Vasallen zu machen oder ihm Frei-
heit und Unabhängigkeit zu lassen. Oa diese serbische
Frage nicht zu lösen sei (warum nicht? Ssasonow
wollte eben den Versicherungen Österreichs nicht
trauen), so sei jede abstrakte Erörterung Zeitver-
schwendung; mit Aussicht auf Erfolg könne sie nur in
London vor sich gehen. Aber das verhindere wieder
Wiens Absicht, Belgrad, eine wirklich unbefestigte (
Stadt, zu beschießen (in Wirklichkeit hat sie eine
viermonatige Beschießung ausgehalten .
18“