280 Hinter den Kulissen.
diktiert worden, die wir gehabt haben, wenn wir nicht
alle nötigen Maßnahmen genommen haben in dem
Augenblick, in dem ÖOsterreich, das sich mit „Pour-
parlers“ dilatorischen Charakters begnügte, Belgrad
bombardierte und die allgemeine Mobilmachung an-
ordnete. Der Kaiser hatte sich mit seinem Wort
dem deutschen Kaiser verpflichtet, keine aggressive
Maßnahme zu treffen, solange die Pourparlers mit
Osterreich noch dauerten. (Hat sie aber trotz seines
Wortes getroffen!) Aach einer solchen Garantie und
nach all den Zeichen der russischen Friedensliebe (1)
hatte Deutschland nicht mehr das Recht, an unserer
Erklärung zu zweifeln, daß wir jede Lösung, die
mit der serbischen Würde und Unabhängigkeit in Ein-
llang gewesen wäre, akzeptiert hätten. Zeder andere
Ausweg wäre aber mit unserer eigenen Würde nicht
in Einklang gewesen und hätte das europäische
Gleichgewicht zugunsten der deutschen Hegemonie (h
zerstört. Oieser europäische, ja internationale
Charakter des Konflikts ist unendlich bedeutender als
der Vorwand, der ihn geschaffen hat. Mit seinem
Entschluß, uns den Krieg zu erklären, während die
Verhandlungen unter den Mächten noch dauerten
(nachdem Rußland entgegen dem Ehrenwort
seiner leitenden Militärs allgemein, auch gegen
Deutschland, mobilisiert hatte und russische Reiter--
massen schon am 1. August vormittags in deutsches
Gebiet eingedrungen waren!) hat Oeutschland eine
schwere Verantwortung auf sich genommen. (Hatte
Rußland vielleicht auch schon im Frühjahr, als es seine
östlichen Truppen mobilisierte, die „große Berant-
wortung“ zu tragen gehabt, mit der Herr Ssasonow
das russische Borgehen am 2. August zu begründen
sucht?)