Hinter den Kulissen. 297
Ohne weitere Verhandlungen tritt der längst
fertige Eventualvertrag in Kraft. Das Fehlen
jedes Ausstreckens eines Fühlers hinüber nach Paris
und Petersburg, wie es sonst in so wichtigen Ent-
scheidungen unabweisbar wäre, spricht allein Bände.
(Zu der Streitfrage: Ist Belgien von England ange-
spornt worden? vgl. in einem weiteren Bande die
„Nordd. Allg. Ztg.“ vom 6. Oktober im Rahmen
des publizistischen Ouells Zagow Acland.)
Br. Vb. 156: Grey an Goschen.
London, 4. August. (Tel.) Aus Hamburg,
Cuxhaven und andern deutschen Häfen sind
zablreiche Klagen britischer Firmen wegen des Zurück-
haltens ihrer Schiffe eingelaufen. Dies Verfahren ist
ganz unverantwortlich. Der Botschafter soll noch-
mals sofortige Freigabe fordern.
Br. Wb. 157: Der deutsche Staatssekretär
des Auswärtigen an den Fürsten Lichnowsky.
Berlin, 4. August. CTel.; übermittelt durch die
deutsche Botschaft in London.) Auftrag, Groß-
britannien zu versichern, daß Deutschland kein bel-
gisches Gebiet wegzunehmen beabsichtige.
Deutschland hat Holland gegenüber sein Wort ver-
pfändet, seine Neutralität zu achten. Eine Einver-
leibung belgischen Gebiets ohne gleichzeitige Er-
werbung Holländischen Bodens wäre unnütz. Nach
tadelloser Information plante Frankreich einen
Angriff quer durch Belgien — dem durfte
Oeutschland nicht ausgesetzt werden. Es handelte sich
für es um eine Frage auf Leben und Tod, bierin
Frankreich zuvorzukommen.