Oie innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes. 37
Kabinett Balfour auch Lansdowne die Politik Eng-
lands lenkt. Oie entscheidende Wichtigkeit der im
kommenden Jahre bevorstehenden englischen Neuwahlen
ergibt sich daraus nicht bloß für England selbst, sondern
für die ganze friedliebende Welt. Von dem Ergebnisse
dieser Wahlen wird es abhängen, ob auf England und
seiner Politik der Verdacht lasten bleibt, daß in Downing
Street die Störung des Weltfriedens betrieben wird,
ein Verdacht, der durch die Enthüllungen Delcassés
so reichliche Nahrung empfangen hat. Lansdowne
wird den Flecken, den er seinem französischen Freund
und Komplizen Oelcassé zu danken hat, so wenig mehr
von seinem Gewand abstreifen können wie Macheth.
Er hat mit dem furchtbaren Gedanken eines Doppel-
krieges, der zu einem Weltkriege sich steigern konnte,
gespielt. Das ist das Stigma, welches er nicht mehr
los wird, und alle Ableugnung wird ihn nicht davor
bewahren, daß sich das Andenken Delcassés an ihn
heftet und ihn herabzieht in die Gemeinschaft mit
einem verblendeten und frevelhaften Friedensstörer,
vor dem sein eigenes Volk erschrak, als es von dem
namenlosen Unbeil vernahm, welches anzurichten er
im Begriffe war.“
Sir Edward Grey.
Es kam genau so, wie der von Bülow inspirierte
Artikel prophezeit hatte. Chamberlains Schutzzoll-
politik sprengte die unionistische Partei; das Kabinett
Balfour, dessen Stellung seit Monaten sowieso er-
schüttert war, reichte am 4. Dezember 1905 seine Ent-
lassung ein, und im „Foreign Office“ kommandierte
statt Lansdowne vom 10.Dezember an Sir Edward Grey.
Aber wer daraus auf eine grundlegende Abkehr
von der bieberigen Deutschfeindlichkeit geschlossen