Full text: Die geheime Vorgeschichte des Weltkrieges.

Oie innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes. 41 
  
England seit Jahren den Ton angegeben hat. Und 
sie vergißt dabei geflissentlich die ausschlaggebende 
Tatsache der höchst ungünstigen geographischen Lage 
Deutschlands im Herzen Europas. Hieser von der 
Katur auferlegte Nachbarreichtum zwingt unser Vater-- 
land gebieterisch, sich durch ein jederzeit schlagfertiges 
Heer und eine wenigstens zu fühlbarer Abwehr ge- 
eignete Marine vor Ubelwollen und lberfall zu sichern. 
Daß wir mitten in einer Flut von Anfeindungen diesem 
Ziele wenigstens nahegekommen sind, das danken wir 
unserm Kaiser und seinen getreuen Ratgebern Bülow, 
Bethmann Hollweg und Tirpitz. 
Während der Dreibund, wie ja all die Jahre 
hindurch selbst von seinen Gegnern, wenn auch wider- 
willig, anerkannt worden ist, aus geographischen Ge- 
legenheiten heraus lediglich der Verteidigung geweiht 
war, wohnten der Verbindung der um ihn herum 
lauernden Staaten von vornherein mehr oder weniger 
und je länger, desto mehr, aggressive Absichten und 
Zwecke inne. Klar geht das schon aus einer Oebatte 
im französischen Senate hervor. Da hatte am 20. 2o- 
vember 1906 der klerikale Senator Gaudin de Villaine 
die Regierung über ihre allgemeine Politik interpelliert 
und ihr Willfährigkeit gegen England vorgeworfen. 
Licht besonders geschickt erwiderte der Premier Cle- 
menceau: über das französisch-britische Einvernehmen 
könne er nichts sagen. Er (persönlich) glaube jedoch 
nicht an das Bestehen einer militärischen Abrede. Was 
den Revanchegedanken betreffe, so sei er (Clemenceau) 
entrüstet darüber, daß ein französischer Senator ihm 
eine Falle habe stellen und ihm die Verpflichtung habe 
auferlegen wollen, entweder die Hoffnungen guter 
Franzosen zu enttäuschen oder eine kriegerische Er- 
Märung abzugeben. Er werde daher gar nicht ant-
	        
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