66 Oie innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes.
„Unsere Regierung richtete 1912 eine Mitteilung
an die deutsche Regierung über unsere künftigen Be-
ziehungen zu Deutschland. In dieser Mitteilung
wurde erklärt, daß England Deutschland nicht an-
greifen noch einen Angriff auf Deutschland unter-
stützen werde, den Deutschland nicht heraueforderte.
Dies genügte der deutschen Politik nicht. Deutsch-
land wünschte, daß wir noch weitergehen und uns
zur Wahrung strengster Neutralität verpflichten
sollten, für den Fall, daß Deutschland sich in einem
Kriege befände. Auf dieses Ersuchen konnte nur
eine Antwort erfolgen, und die englische Regierung
gab sie.“
Oazu bemerkte die „Nordd. Allg. Zeitung“ vom
5. Oktober 1914 folgendes:
„Oiese „Entbüllung“ des Herrn Asdauith ist zeit-
gemäß. Englands Beteiligung an dem gegenwärtigen
Kriege, der nicht von Deutschland, sondern von Ruß-
land provoziert worden ist, beweist, wie richtig die
deutsche Regierung den Wert englischer Zusicherungen
einschätzte, indem sie die damalige Erklärung der eng-
lischen Regierung als ungenügend ansah. Die Außerung
des englischen Premierministers wirft aber auch wieder
ein bezeichnendes Licht auf die Behauptung der eng-
lischen Regierung, daß lediglich die Berletzung der
belgischen Neutralität durch Deutschland das Eingreifen
Englands in den Krieg herbeigeführt babe. Wenn,
nach den bekannten Erklärungen Sir E. Ereps im
Unterhaus und dem Fürsten Lichnowsky gegenüber
Zweifel in diesem Punkt überhaupt noch bestehen
konnten, so erfährt nunmehr die Welt auch noch aus
dem Munde der kompetentesten Persönlichkeit in Eng-
land, daß die englische Regierung bereits im Jahre
1912 entschlossen war, an einem europäischen Krieg