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Heute uUnn steht die Kulturmenschheit vor einer
neuen, der letzten kolonisatorischen Aufgabe: die
opischen Binnengebiete der großen Kontinente,
Südamerikas, vor allem auch Afrikas aufzuschließen
und sie einer planvollen Nutzung zuzuführen. Eine
olossale Mehrung des allgemeinen Reichtums, der
für unseren Bedarf verfügbaren Güter steht davon
zu erwarten. Ist doch die Züchtung von Tropen-
bflanzen erst seit kurzem zum Gegenstand wissen-
schaftlichen Nachdenkens geworden. Wir haben
umB so mehr Anlaß, an die neue Aufgabe frischen
Mutes heranzutreten, als die Erschließung der
Troben nicht eine Gefährdung unserer eigenen
Vodenkultur, wohl aber eine dauernde Stärkung
Unserer Industrie in Aussicht stellt. Deun so sehr
die tropische Sonne die Vegetation begünstigt, so
lehr erschwert sie die arbeitsintensive Industrie=
tätigteit.
lür die Rohstoffproduzenten der Zukunft erklärt.
Hier scheint sich wirklich eine endgültige Arbeits-
teilung zwischen Agrar= und Industriestaaten an-
Zubahnen. Alle jene Gebiete sind aber auch von
Nassen bevölkert, welche nicht vermochten, aus
eigener Kraft eine Rechtsordnung zu schaffen,
Freiheit und Eigentum genügend zu sichern.
Deshalb ist ihre politische Beherrschung durch die
tulturvölker die Voraussetzung für ihre eigene
kultivierung und für die Herstellung einer wirk-
lichen Weltwirtschaft. Und alles spricht dafür,
aß die Tropen dauernd dieser Herrschaft unter-
worfen bleiben. Deshalb werden die Anstren-
gungen, das Blut und das Geld, die wir unseren
kolonien zuwenden, auch dauernd unserem Volke
iugute kommen, wenn nur die Kolonien selbst
lus erhalten bleiben. Zuerst hat England die
eue Situation begriffen, stehen doch heute an der
iondoner Stock-Exchange die Kolonialwerte ganz
Vordergrund.
schlds zentrale Mittel zur wirtschaftlichen Er-
wleung und zur Sicherung der Herrschaft über
bante Territorien ist aber der Bau' von Eisen-
-nen — in der heißen noch viel mehr als in
gemäßigten Zonec. Denn die Herstellung und
sterhaltung guter Straßen ist im Gebiet der
Schon Friedrich List hat die Tropen-
tropischen Regengüsse ungefähr ebenso teuer, wie
von Eisenbahnen, und die Zugtiere unterliegen
dort vielerlei Gefahren. Nicht anders, als durch
die Einbeziehung in den großen Verkehr, kann der
Zustand der Naturalwirtschaft durchbrochen, kann
ein Anreiz geschaffen werden, daß die Eingeborenen
über den eigenen Bedarf hinaus produzieren und
zu Käufern für unsere Industrieprodukte werden.
Vereinigt sich mit diesem Anreiz der gelinde in-
direkte Arbeitszwang, welcher durch die Hütten-
steuer ausgeübt wird, so ist zu hoffen, daß bei
geeigneter Belehrung aus den Eingeborenen all-
mählich ein tüchtiger Kleinbauernstand wird, neben
den sich die Plantagenunternehmer als fort-
schreitende und richtunggebende Leiter von Groß-
betrieben stellen.
Eisenbahnen, die solch allgemeinen Zwecken
dienen, pflegen erst in späterer Zeit Reinerträge
zu bringen und erfordern deshalb den Aufwand
erheblicher staatlicher Mittel. Nicht überall liegen
die Verhältnisse so günstig wie in den südwest-
afrikanischen Kupferdistrikten, welche die Otavi-
Minen= und Eisenbahngesellschaft durch ihre
570 km lange Strecke auf eigene Kosten aufschloß.
Wenn die Vereinigten Staaten die Pazifikbahnen
durch großartige Subventionen förderten, wenn
die Engländer aus Reichsmitteln die 940 km
lange Ugandabahn herstellten, die hauptsächlich
aus unseren volkreichen Gebieten am Viktoriasee
die Frachten erhält, während Britisch-Ostafrika an
Ertragsfähigkeit weit hinter dem deutschen Schutz-
gebiet zurückbleibt, so hätte Deutschland als das
klassische Land der Staatsbahnen erst recht Ver-
anlassung, mit öffentlichen Mitteln für die Her-
stellung jener Durchgangslinien zu sorgen, welche
erst eine wirkliche Besitznahme der von uns be-
schlagnahmten weiten Gebiete bedeuten würden.
Die Lasten, die eine großzügige Kolonial= und
Machtpolitik dem deutschen Volke auferlegt, werden
durch die davon zu erwartende Förderung des
allgemeinen Wohlstandes reichlich wieder einge-
bracht. Freilich ist eine gerechte Verteilung dieser
Lasten unter kräftiger Heranziehung der besitzenden
Klassen zu fordern.
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Die Eisenbahn Lome —alime.
(Lodde Bahnlinie von Lome nach Palime
greso) it am Geburtstage des Kaisers unter
gebüer Beteiligung der weißen und der ein-
beseorenen Bevölkerung ) (zugleich mit einer reich-
schickten landwirtschaftlichen Ausstellung) feier-
lich eröffnet und am Tage darauf dem allge-
meinen Verkehr übergeben worden.
*) Dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee wird tele-
graphisch gemeldet, daß 250 Weisze und 8000 Ein-
geborene zugegen gewesen seien.