Full text: Sozialdemokratie, Christentum, Materialismus und der Krieg.

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Prosperität, Uberproduktion, Krise und Stagnation bietet. Für den 
Arbeiter bedeutet dieser Kreislauf ein beständiges Schwanken zwischen 
Überarbeit und Arbeitslofigkeit. 
In der Landwirtschaft soll die Maschine noch revolutionärer 
wirken. Dort macht sie durch Umwandlung der Kleinbetriebe in Groß- 
betriebe Leute frei, die das städtische Industrieproletariat vermehren. 
Mit dem Wachsen der Städte wächst anderseits die Verschwendung der 
Bodenfruchtbarkeit, indem die dem Boden entnommenen Bestandteile 
ihm nicht wieder zurückgegeben werden. Das zusammengedrängte Leben 
in den Großstädten, dem die natürliche Lebensweise fehlt, bewirkt und 
befördert auch durch seine Einseitigkeit die Verkümmerung und Dege- 
neration der dort Lebenden. 
Durch den kapitalistischen Großbetrieb in der Landwirtschaft wird 
durch Anwendung der Technik dem Boden ein relativ größerer Ertrag 
abgewonnen als ihm zurückgegeben wird. Infolgedessen wird mit dem 
Boden derselbe Raubbau getrieben als mit der menschlichen Arbeitskraft. 
Das Endresultat der kapitalistischen Wirtschaft ist also, daß sie 
zu einer Verwüstung der Erde führt und daß sie den Arbeiter geistig 
und körperlich verkommen läßt. 
Das Prinzip der kapitalistischen Produktionsweise besteht nach 
Maxxz darin, wie wir oben gesehen haben, mit Geld Mehrwert zu er- 
zeugen und sich diesen anzueignen und zwar in der Form von 
Mehrprodukt. Wird dieses in Geld umgesetzt und nimmt als solches 
wieder am Produktionsprozeß teil, so hat es sich in Kapital verwandelt 
und erzeugt nun seinerseits auch Mehrwert. Wird der Mehrwert hin- 
gegen als Einkommen des Unternehmers verbraucht, so bleibt das 
Kapital dasselbe; der Prozeß ist hierbei ein einfacher Reproduktions- 
prozeß. Wird der Mehrwert ganz oder zum Teil zum Kapital ge- 
schlagen, dann findet Akkumulation von Kapital statt und die Repro- 
duktion geht auf erweiterter Stufenleiter vor sich. 
Dadurch, daß die Lebens= und Produktionsmittel immer dem 
Kapitalisten gehören, kommt der Lohnarbeiter aus dem Produktions-= 
prozeß. immer wieder als Proletarier heraus. Auf diese Weise ist der 
Arbeiter gezwungen, immer wieder die Vorbedingungen zu seiner Ab- 
hängigkeit und zu seinem Elend selbst zu erzeugen. 
Der Wert der Arbeitskraft wird einmal beeinflußt durch Pro- 
duktivität, Intensität und Länge des Arbeitstages, anderseits aber auch 
durch den Preis der Lebensmittel, in dem der Preis der Arbeitskraft 
sich realisiert. Ein Schwanken der Lebensmittelpreise bringt auch ein 
solches des Lohnes mit sich. Der zeitlichen Verschiedenheit entspricht 
auch eine räumliche, wobei die anscheinend teuerste Arbeit im Ver-