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würde und Gesittung hervorgegangene Ruhe ersetzt wurde, in der die
Hetze nach Besitz durch Genügsamkeit und Selbstlosigkeit gemildert wurde.
Leider hat die Stimmung bei den Hiergebliebenen nicht lange
angehalten, denn mit den ersten Siegen kam auch das Gefühl der
Sicherheit wieder, und mit ihm trat auch die Alltagsnatur wieder
in ihre Rechte. Anders an der Front, hier dürfte der hohe Idealis-
mus, der zur Geltung gekommen ist, wohl dauernde Eindrücke
hinterlassen, denn hier kam eine harte Schule dazu; hier mußte das
Wertvollste des Menschen, nämlich das Leben, für die Interessen der
Allgemeinheit eingesetzt werden, ohne einen anderen Lohn dafür zu
bekommen als das Bewußtsein, dem Vaterlande gegenüber seine
Pflicht getan zu haben. Immerhin ist zu hoffen, daß die aus dem
Felde Zurückgekehrten, die mit den äußeren Feinden fertig geworden
sind, mit Ruhe, Ernst und Entschiedenheit auch an die Bekämpfung
der inneren gehen, nämlich an die Bekämpfung einer widernatürlichen
Habsucht und der dadurch verursachten schäbigen Gefinnung. Wenn
aber die Meinung vertreten wird, daß hierdurch auch der Materialis-
mus bekämpft wird, so muß man sich doch vor allen Dingen darüber
klar sein, was hierbei unter Materialismus verstanden werden soll.
Gewöhnlich versteht man unter Materialismus die obige Gesinnung,
d. h. eine solche, die nur nach den Annehmlichkeiten des irdischen
Daseins trachtet und sie zu erlangen sucht, selbst wenn dadurch die
berechtigten Interessen seiner Mitmenschen beeinträchtigt werden.
Ein solcher Materialismus ist natürlich die Kehrseite des Menschen
und muß mit Recht als das an ihm verdächtigt werden, das über-
wunden werden muß.
zumal es Christen und eifrige Kirchengänger gibt, die recht weitgehend
Anhänger des ersteren sind. Es gibt aber noch einen Materialismus,
der als Weltanschauung angesehen werden kann und dem ein großer
Teil unserer Volksgenossen namentlich der unteren Kreise anhängt und
zwar ist dieses der sogenannte historische Materialismus der Sozial-
demokratie. « .
Dieser letztere Materialismus ist durchaus nicht die philosophische
Grundlage eines krankhaften und irrenden Egoismus, sondern er
wurzelt in der Politik und kann deshalb höchstens als politischer Ma-
terialismus bezeichnet werden, zumal er, wie wir. noch sehen werden,
jeder eingehenden philosophischen Begründung entbehrt. Da dieser
Materialismus in der Politik wurzelt und da die Politik die Brut-
stätte der Kriege ist, so darf man sich wohl mit Recht die Frage vor-
legen, wie weit er in seinen Lehren und Grundlagen durch den letzten