Seiue kaiserlich und föniglich Apastolische M ajestüt hoben das nachstehende Allerhöchste Handschreiben Allergnädigst zu crlassen geruht:
Lieber Graf Stürgkh!
I4 beauftrage Sie, dos angeschlossene Manifest an Meinc Völker zur allgemeinen Verlautbarung zu bringen.
Wien, am 23. Mai 1915.
Franz Joseph m. p.
An Meine Völker!
Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt.
Ein Treubruch, dessengleichen die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreiche Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden.
Nach einem Bündnis von mehr als dreißigjähriger Dauer, während dessen es seinen Territorialbesitz mehren und sich zu ungeahnter Blüte entfalten
konnte, hat Uns Italien in der Stunde der Gefahr verlassen und ist mit flicgenden Fahnen in das Lager Unserer Feinde übergegangen.
Wir haben Italien nicht bedroht, sein Ansehen nicht geschmälert, seine Ehre und seine Interessen nicht angetastet. Wir haben Unseren Bündniepflichten
stets getreu entsprochen und ihm Unseren Schirm gewährt, als es ins Feld zog.
Wir haben mehr getan: Als Italien seine begehrlichen Blicke über Unsere Grenzen sandte, waren Wir, um das Bundesverhältnis und den Frieden
zu erhalten, zu großen und schmerzlichen Opfern entschlossen, zu Opfern, die Unserem väterlichen Herzen besonders nahe gingen.
Aber Italiens Begehrlichkeit, das den Moment nützen zu sollen glaubte, war nicht zu stillen.
Und so muf sich das Schicksal vollziehen.
Dem mächtigen Feinde im Norden haben in zehnmonatlichem gigantischen Ringen und in treuester Waffenbrüderschaft mit den Heeren Meines erlauchten
Verbündcten Meine Armeen siegreich Stand gehalten.
Der neuc heimtückische Feind im Süden ist ihnen kein neuer Gegner.
Die großen Erinnerungen an Novara, Mortara, Custozsa und Lissa, die den Stolz Meiner Jugend bilden, und der Geist Radetzkys, Erzherzog
Albrechts und Tegetthoffs, der in Meinct Land= und Scemacht fortlebt, bürgen Mir dafür, daß Wir auch gegen Süden hin die Grenze der Monarchie erfolgreich
verteidigen werden.
Ich grüße Meine kampfbewährten, siegerprobten Truppen, IZch vertraue auf sie und ihre Führer! Ich vertraue auf Meine Völker, deren beispiel-
losem Opfermute Mein innigster väterlicher Dank gebührt.
Den Allmächtigen bitte Ich, daß er Unsere Fahnen segne und Unsere gerechte Sache in seine gnädige Obhut nehme.
Stürgkh m. p.
Wien, am 23. Mai 1915.
Franz Joseph m. p.
Stürgkh m. p.
Dics wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht.
Wien, am 23. Mai 1915.
Der (. k. Statthalter im Erzhergogtume Ssterreich unter der Enns:
Bienerth m. p.