Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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unentgeltlichem Abholenlassen der sub Nr. 7 bezeichneten Suppe 
niederzulegen. 
Wird der Wohlthätigkeitssinn der Bemittelten mit gehöriger 
Wärme und Eindringlichkeit in Anspruch genommen, werden die 
Edleren unter den Reichen auf die Noth ihrer Mitbürger, 
werden die Hartherzigen darauf aufmerksam gemacht, daß die 
Krankheit weder Stand noch Alter, noch Reichthum berück- 
sichtiget, und daß das in den minder bemittelten Klassen einmal 
über Hand genommene Uebel mit eiserner Hand auch in die 
Palläste und Prunksäle übergreift, so wird, namentlich in 
größeren Städten, ein reicher Zufluß außerordentlicher Beiträge 
nicht fehlen, und die so eben angeordnete unerläßliche Vor- 
kehrung wird sogar, ohne wesentliche Belästigung der Wohl- 
thätigkeitsstiftungen, und der auch hier kraft des Gesetzes 
subsidiär haftenden Gemeinden durchführbar werden. 
Auch in dieser Beziehung sind schon bei Annäherung der 
Krankheit die erforderlichen Einleitungen dergestalt zu treffen, 
daß das wirklich ausbrechende, gerade in seinen ersten Momenten 
vorzugsweise heftige Uebel nicht auf eine erst zu organisirende, 
sondern auf eine vollkommen organisirte, augenblicklich wirksame, 
im Keime erstickende Gegenkraft stoße. 
11) Was die Krankenbehandlung anbetrifft, so kann es 
durchaus nicht in den Absichten der Staatsregierung liegen, für 
den Fall des wirklichen Krankheitsausbruches, jene Kranken, 
deren Verbleiben im Hause die nächste Nachbarschaft nicht offen- 
bar und unzweifelhaft mit einem Infektionsheerde bedroht, 
wider Willen aus ihren Familien entfernt, und in Spitäler 
gebracht zu sehen. Eine solche Maßregel würde über Gebühr 
in das Familienleben eingreifen, und die natürlichsten Gefühle, 
wie die Grenzen administrativer Wirksamkeit verletzen. Selbst 
ein fuasives Concentriren der Krankenpflege in die Spitäler 
erscheint unzweckmäßig, sowohl ob der daraus entstehenden 
Ueberfüllung dieser Anstalten, als ob der von jedem Trans- 
porte unzertrennlichen Zeitverluste und Gefahren. Es sind 
daher allerdings die vorhandenen Krankenhäuser den die Auf- 
nahme Wünschenden mit Bereitwilligkeit zu öffnen, und zu 
diesem Ende die nöthigen Erweiterungen, dann Bett= und 
Fournituren-Vermehrungen vorzukehren, und in großen Städten 
Filialspitäler zu schneller Aufnahme der in der Nähe erkranken- 
den und eines Obdaches entbehrenden, oder den Eintritt in ein
	        
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