Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Familien gebracht, und Kranke und Gesunde in gleich uner- 
freuliche Verhältnisse versetzt wurden, sind nunmehr durch eine 
erhöhte Fürsorge für dienende Bemittelte und für guten Zu- 
stand der Nahrungsmittel, durch ärztliche Besuchanstalten und 
durch andere lediglich Trost spendende Maßregeln ersetzt. Unserm 
so väterlich gesinnten Monarchen gereicht es zum großen Troste, 
solche harte Maßregeln den treuen Unterthanen ersparen zu 
können. 
Die Erfahrung hat nämlich unzweideutig dargelegt, daß in 
den von der Brechruhr wirklich befallenen Gegenden und Orten 
und sogar in der nächsten Umgebung der Kranken Jeder seine 
Gesundheit erhalten, und sich von der Ansteckung eine sehr be- 
ruhigende Sicherheit verschaffen könne, wenn er jene Regeln 
recht genau beobachtet, deren Befolgung, durch welche die Er- 
haltung der Gesundheit auch in gesunden Zeiten bedingt ist, 
und welche jeder vorsichtige Mensch auch gegen andere herrschende 
Krankheiten anwendet, welche aber, wie natürlich, bei der An- 
wesenheit der Brechruhr, sorgfältiger und pünktlicher, als zu 
anderen Zeiten, eingehalten werden sollten. 
Die Beobachtung dieser Regel ist das sicherste und zugleich 
das einzige bis jetzt gekannte, wirklich erfolgbringende Präser- 
vativ gegen die Brechruhr. 
Diese Regeln selbst aber sind folgende: 
1) Naht die Krankheit einem Orte: oder bricht sie daselbst 
aus, so trete deßhalb Niemand aus seinem gewohnten Berufe, 
und verlasse Niemand seine gewöhnlichen Beschäftigungen. 
Jeder aber vermeide bei diesen Geschäften Erkältung und 
Durchnässung, namentlich Naßwerden der Füße, und unterlasse, 
sich körperlich oder geistig zu sehr anzustrengen, und zu ermüden. 
2) Man suche für sich und seine Familie trockene, ge- 
räumige, nicht zu niedere, wo möglich sonnige Wohnzimmer zu 
ermitteln, und lüfte dieselben öfters durch Oeffnen der Fenster 
Vor= und Nachmittags. 
3) Die größte Reinlichkeit herrsche in den Zimmern, in 
der Küche, im Hofe und besonders am eigenen Körper. Man 
reinige Zunge und Zähne mit Wasser und Essig, wechsle die 
Wäsche, sorge für wiederholtes Ausklopfen und Lüften der 
Betten und Kleider, für öfteres Einbringen neuen Strohes in 
die Strohsäcke u. s. w., und befolge recht genau, was die 
Polizei bezüglich des Reinigens der Straßen, der Abtritte und
	        
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