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Um bei Pulslosigkeit und Marmorkälte der Glieder Blut
aus den Adern zu bekommen, hat man den Arm eine Zeit lang
in ein mit sehr warmem Wasser gefülltes Becken gelegt.
Nach der Aderläße verschrieben die meisten Aerzte Brech-
mittel; einigen jedoch erschienen dieselben bei schon eingetretener
Marmorkälte als nachtheilig.
Erfolgte bei beginnender Lähmung des Magens kein Er-
brechen, so gelang es bisweilen, durch dazwischen gereichte kleine
Gaben von Camphor, Sal. corn. cerv. vol., naphtha, Mün-
zenthee 2c. die Thätigkeit des Magens wieder zu wecken.
* Die Fälle mit sehr heftigem und häufigem Erbrechen waren
nicht die ungünstigsten.
Eine bis 2 Stunden nach gereichtem Brechmittel, oder
auch, wenn dieses nicht angezeigt schien, sogleich oder nach der
Aderlässe, verordnen die meisten der hiesigen Aerzte, bis zum
Erscheinen erst grauer, dann grünlicher, gelber, brauner und
kothiger Stühle: Calomel gr. j—üß alle halbe bis ganze
Stunde eine Gabe; damit verbanden viele rad. rhei gr. v—vijj.
Einige gaben (bei sehr gesunkenen Kräften, wo keine auf-
fallende Blutcongestion, und nur so lange, bis Wärme und
Puls sich wieder hoben oder zurückkehrten) Opium pur. gr. 1—41.
Die große Mehrzahl der Aerzte fürchtete das Opium in
Folge des davon beobachteten schnellen Eintrittes des so tödt-
lichen (sogenannten) Choleratyphus. Jedenfalls erschien selbes
in Verbindung mit Calomel nach vorausgeschickter Aderlässe,
und unter Beobachtung der erwähnten Vorsicht weniger
bedenklich, als in reiner Gabe. Das Calomel mußte äfter
mehrere Tage fortgesetzt werden. Salivation war immer ein
günstiges Zeichen.
Bei mangelndem Puls und Eiskälte der Glieder ver-
schrieben Mehrere und in einzelnen Fällen mit günstigem Er-
folge abwechselnd mit Calomel und Rheum flüchtige Mittel:
z. B. Rp. Camph. ras. gr. 6—j Sal. corn. cerv. vol. gr. j.
Sachr. alb. 36 M. f. pulv. dtr. tal. dos. Nro. vülj. oder
Moschus 1—3 Gran als Gabe; oder eine Auflösung von —
Sal. amm. anis; auch Salmiakgeist, Guaco.
R. Decoct. stipit, et fol. Gusco ex 36 parat. 158.
Tinct. Guaco 3
#
Mdt. S§. alle 1—1 Stunde 1—2 Eßlöffel voll.
Nach Wiederkehr von Puls und Wärme mußten aber alle
flüchtig reizenden Mittel augenblicklich vermindert, oder ganz
ausgesetzt werden, damit nicht gefährliche Congestionen und
Choleratyphus sich entwickelten.
Gleichzeitig mit den erwähnten Mitteln verordnete man
bis zum Wiedererscheinen von Puls und Wärme: Senufteige
auf Brust und Herzgrube, Kataplasmen auf den Unterleib,
Wärmeflaschen (mit heißem Wasser gefüllte steinerne Flaschen),