322
Kartoffel, ungesunden Wassers, dann des Ausschenkens von ge-
ringhaltigen oder verfälschten Bieres zu sorgen. In gleicher
Weise ist die Reinlichkeitspolizei mit verdoppeltem Eifer hand-
haben zu lassen, und die Thätigkeit der Behörden für die
Reinigung der Straßen und Cloaken sowie für die Ableitung
stehender Abwasser eindringlichst anzuregen und wach zu erhalten.
Besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt aber hat die k. Re-
gierung auf die Ausmittelung von Lokalen, die im Bedürfniß-
falle für die Unterbringung verarmter Kranker benützt werden
könnten, dann auf die Vorbereitungen zur Errichtung von
Suppen= und ärztlichen Besuchs-Anstalten zu richten.
Damit aber die Verbreitung von Furcht und Beängstigung
hiebei möglichst verhütet werde, so wäre nach dem Gutachten des
Obermedizinal-Ausschusses bei der Erneuerung dieser Vor-
schriften nicht geradezu die drohende Gefahr der Cholera als
deren Veranlassung voranzustellen.
Wenn demnach auch nicht zu verhindern ist, daß die Fort-
schritte, welche diese Krankheit macht, durch die Presse allbe-
kannt werden und eben dadurch von selbst auch alle Vorsichts-
maßregeln dem Publikum gegenüber nicht nur gerechtfertigt
erscheinen, sondern zur Beruhigung dienen werden, so ist gleich-
wohl jedes unnöthige Aufsehen bei dessen Einleitungen und
überhaupt Alles zu vermeiden, wodurch schon vor der Zeit die
Gemüther allzusehr beunruhigt und zu der Furcht verleitet
werden möchten, als sei die Seuche schon wirklich uns so nahe
oder wohl gar schon über die Grenzen getreten.
Das k. Staatsministerium des Innern für Kirchen= und
Schulangelegenheiten ist angegangen worden, den geistlichen
Oberbehörden von gegenwärtiger Weisung mit dem Ansinnen
Kenntniß zu geben, bei etwaigem Ersuchen der k. Regierung
und in dem von ihr angemessen erachteten Zeitpunkt eine
thätige Mitwirkung des Clerus in Anspruch zu nehmen.
Nicht minder vertraut das unterfertigte Staatsministerium
den Gemeinden, daß sie auch in dieser ernsten Frage denjenigen
regen Eifer und stets erprobten Gemeinsinn schon jetzt bethätigen
werden, der noch überall erfreulich hervorgetreten ist, wo es
galt, bei drohenden Nothständen Hilfe und Rath zu schaffen.
Von der k. Regierung wird aber mit Vertrauen erwartet,
daß sie die ihr zugehende ernste Aufgabe nicht nur mit ehren-
vollem Eifer, sondern auch mit jener Ruhe, Besonnenheit und