Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Kartoffel, ungesunden Wassers, dann des Ausschenkens von ge- 
ringhaltigen oder verfälschten Bieres zu sorgen. In gleicher 
Weise ist die Reinlichkeitspolizei mit verdoppeltem Eifer hand- 
haben zu lassen, und die Thätigkeit der Behörden für die 
Reinigung der Straßen und Cloaken sowie für die Ableitung 
stehender Abwasser eindringlichst anzuregen und wach zu erhalten. 
Besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt aber hat die k. Re- 
gierung auf die Ausmittelung von Lokalen, die im Bedürfniß- 
falle für die Unterbringung verarmter Kranker benützt werden 
könnten, dann auf die Vorbereitungen zur Errichtung von 
Suppen= und ärztlichen Besuchs-Anstalten zu richten. 
Damit aber die Verbreitung von Furcht und Beängstigung 
hiebei möglichst verhütet werde, so wäre nach dem Gutachten des 
Obermedizinal-Ausschusses bei der Erneuerung dieser Vor- 
schriften nicht geradezu die drohende Gefahr der Cholera als 
deren Veranlassung voranzustellen. 
Wenn demnach auch nicht zu verhindern ist, daß die Fort- 
schritte, welche diese Krankheit macht, durch die Presse allbe- 
kannt werden und eben dadurch von selbst auch alle Vorsichts- 
maßregeln dem Publikum gegenüber nicht nur gerechtfertigt 
erscheinen, sondern zur Beruhigung dienen werden, so ist gleich- 
wohl jedes unnöthige Aufsehen bei dessen Einleitungen und 
überhaupt Alles zu vermeiden, wodurch schon vor der Zeit die 
Gemüther allzusehr beunruhigt und zu der Furcht verleitet 
werden möchten, als sei die Seuche schon wirklich uns so nahe 
oder wohl gar schon über die Grenzen getreten. 
Das k. Staatsministerium des Innern für Kirchen= und 
Schulangelegenheiten ist angegangen worden, den geistlichen 
Oberbehörden von gegenwärtiger Weisung mit dem Ansinnen 
Kenntniß zu geben, bei etwaigem Ersuchen der k. Regierung 
und in dem von ihr angemessen erachteten Zeitpunkt eine 
thätige Mitwirkung des Clerus in Anspruch zu nehmen. 
Nicht minder vertraut das unterfertigte Staatsministerium 
den Gemeinden, daß sie auch in dieser ernsten Frage denjenigen 
regen Eifer und stets erprobten Gemeinsinn schon jetzt bethätigen 
werden, der noch überall erfreulich hervorgetreten ist, wo es 
galt, bei drohenden Nothständen Hilfe und Rath zu schaffen. 
Von der k. Regierung wird aber mit Vertrauen erwartet, 
daß sie die ihr zugehende ernste Aufgabe nicht nur mit ehren- 
vollem Eifer, sondern auch mit jener Ruhe, Besonnenheit und
	        
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