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Die Königliche Kreisregierung hat hienach das Weitere
alsbald an den Central-Impfarzt Dr. Giel zu erlassen, und
zu sorgen, daß derselbe dem erhaltenen Auftrage auch pünkt-
lich entspreche.
München, den 14. November 1833.
Staatsministerium des Innern.
An die Königl. Kreisregierung des Isarreises, K. d. J., also ergangen.
Nachricht den übrigen Kreisregierungen.
Abdruck der allegirten Anlage zu S. 217.
Wird flüßige Kuhpockenlymphe in einer solchen Röhre
aufbewahrt, so entstehen folgende Nachtheile:
1) Da die ganze bauchigte Röhre nicht voll Impfstoff ist,
so besindet sich also in selber sehr viel Luft, die die Zersetzung
desselben begünstiget, und die Abhaltung der äußern Luft durch
Verschließung der Enden des Glasröhrchens kann der Zersetzung
nicht vorbeugen, weil schon Luft im Innern ist.
2) Kann man die Lymphe nur von einem Ende des haar-
röhrchenartig auslaufenden Glasröhrchens zum Weiterimpfen
verwenden, weil die Lymphe jenes Endes vom Glasröhrchen,
in das geblasen wird, in den Bauch der Glasröhre kommt, und
da sie ihn nicht ganz ausfüllt, somit der Luft den Durchtritt
gestattet, in selbem liegen bleibt, und nicht zur Impfung ver-
wendet werden kann. Das bauchigte Glasröhrchen ganz voll
Impfstoff zu machen, ist zum Theile mühsam, und zum Theile
unnütz, weil in ein solches Glasröhrchen über einen Tropfen
Lymphe hineingeht, eine Quantität, die man zu gewöhnlichen
Impfungen nicht braucht. Braucht ein Impfarzt mehr Stoff,
als ein Haarröhrchen Nr. 1. faßt, so sendet man mehrere und
hilft dadurch dem Bedürfnisse ab.
3) Muß als sehr fehlerhaft erklärt werden, daß beide
Enden dieser bauchigen Glasröhre an der Flamme unmittelbar
zugeschmolzen wurden. Dadurch entstand eine bedeutende Hitze,
die sich auch der enthaltenen Lymphe mittheilte, und sie so,
wie man ganz deutlich sieht, eiweisartig gerinnen machte, somit
in ihrer Mischung veränderte und zum Weiterimpfen ganz un-
tauglich machte. Lymphe auf diese Art in Glasröhrchen auf-
gefaßt und so behandelt, muß nothwendig jeden Zweck vereiteln,
und es ist nur dadurch erklärlich, wie es kommen konnte, daß