Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

485 
Die Königliche Kreisregierung hat hienach das Weitere 
alsbald an den Central-Impfarzt Dr. Giel zu erlassen, und 
zu sorgen, daß derselbe dem erhaltenen Auftrage auch pünkt- 
lich entspreche. 
München, den 14. November 1833. 
Staatsministerium des Innern. 
An die Königl. Kreisregierung des Isarreises, K. d. J., also ergangen. 
Nachricht den übrigen Kreisregierungen. 
Abdruck der allegirten Anlage zu S. 217. 
Wird flüßige Kuhpockenlymphe in einer solchen Röhre 
aufbewahrt, so entstehen folgende Nachtheile: 
1) Da die ganze bauchigte Röhre nicht voll Impfstoff ist, 
so besindet sich also in selber sehr viel Luft, die die Zersetzung 
desselben begünstiget, und die Abhaltung der äußern Luft durch 
Verschließung der Enden des Glasröhrchens kann der Zersetzung 
nicht vorbeugen, weil schon Luft im Innern ist. 
2) Kann man die Lymphe nur von einem Ende des haar- 
röhrchenartig auslaufenden Glasröhrchens zum Weiterimpfen 
verwenden, weil die Lymphe jenes Endes vom Glasröhrchen, 
in das geblasen wird, in den Bauch der Glasröhre kommt, und 
da sie ihn nicht ganz ausfüllt, somit der Luft den Durchtritt 
gestattet, in selbem liegen bleibt, und nicht zur Impfung ver- 
wendet werden kann. Das bauchigte Glasröhrchen ganz voll 
Impfstoff zu machen, ist zum Theile mühsam, und zum Theile 
unnütz, weil in ein solches Glasröhrchen über einen Tropfen 
Lymphe hineingeht, eine Quantität, die man zu gewöhnlichen 
Impfungen nicht braucht. Braucht ein Impfarzt mehr Stoff, 
als ein Haarröhrchen Nr. 1. faßt, so sendet man mehrere und 
hilft dadurch dem Bedürfnisse ab. 
3) Muß als sehr fehlerhaft erklärt werden, daß beide 
Enden dieser bauchigen Glasröhre an der Flamme unmittelbar 
zugeschmolzen wurden. Dadurch entstand eine bedeutende Hitze, 
die sich auch der enthaltenen Lymphe mittheilte, und sie so, 
wie man ganz deutlich sieht, eiweisartig gerinnen machte, somit 
in ihrer Mischung veränderte und zum Weiterimpfen ganz un- 
tauglich machte. Lymphe auf diese Art in Glasröhrchen auf- 
gefaßt und so behandelt, muß nothwendig jeden Zweck vereiteln, 
und es ist nur dadurch erklärlich, wie es kommen konnte, daß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.