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pocken-Impfung von Arm zu Arm überhaupt, und dem bisher
gegen die Vaccine gesetzten Mißtrauen, nämlich daß durch die
Impfung bei Uebertragung derselben Lymphe durch längere
Zeit von einem Individuum auf das andere, die Lymphe noth-
wendig eine Veränderung erleiden müsse, und auch felbst eine
Vermischung der Kuhpockenlymphe mit anderen Ansteckungs-
stoffen möglich sei, wurde sowohl zur Begegnung dieser Zweifel
als zur Verhütung der zu befürchtenden Nachtheile nur allein
die Impfung mit ächter Kuhpockenlymphe, und zwar vom Euter
einer pockenkranken Kuh auf Menschen vorgeschlagen, indem die
vollkommen schützende Kraft der Kuhpocken nur von Kühen auf
Menschen, und nie von Menschen auf Menschen übergehen soll.
Zur möglichen Verwirklichung dieses Vorschlages als auch
zur schuldigsten Befolgung der nach der bestehenden Instruktion
über die Schutzpocken-Impfung §. 13. anbefohlenen Weisung,
wo möglich mit der reinen Lymphe von einer pockenkranken
Kuh zu impfen, ging bisher mein stetes Streben dahin, eine
pockenkranke, gesunde Kuh ausfindig zu machen, oder doch
wenigstens Gelegenheit zu finden, einer gesunden Kuh von einem
gesunden, geimpften Kinde die Schutzpocken einzuimpfen, und
von dieser dann weiter vacciniren zu können.
Letzteres gelang mir auch im Monate Mai l. Is. durch
die Güte des dahiesigen Medizinalassessors und Apothekers
Heinrich Sippel, welcher meinem demselben geäußerten
Wunsche, eine seiner Kühe einimpfen zu dürfen, ganz willig
entsprach, und mir zu diesem Zwecke eine von seinen dreien, in
seiner Behausung auf dem Stephansberge stehenden, Kühen zu
meiner Disposition überließ.
Die zur Impfung ausgewählte Kuh war in einem Alter
von 4 Jahren, von mittlerer Statur, wohl genährt, und von
einer glänzenden, bräunlichen Farbe; dieselbe hatte früher schon
einmal gekälbert, auch im heurigen Frühjahre gerindert, ist
aber nicht tragend geworden.
Diese geltstehende und milchende, übrigens gesunde Kuh,
wurde nun am 12. Mai l J., nachdem dieselbe nicht wegen
ihrer Bosheit, sondern wegen ihrer großen Unruhe und Leb-
haftigkeit mit Vorsicht im Stalle geworfen war, von dem Land-
arzt Heil in meiner Gegenwart in der Art geimpft, daß mittelst
der gewöhnlichen Impfnadel die vom Arme eines 8 Tage zuvor
geimpften, sehr gesunden, ½ jährigen Gärtnerskindes, Namens