Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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nicht bis zum vierten höchstens fünften Tage ein, verschlimmern 
sich vielmehr die Umstände, wird der Puls weich und sehr geschwind, 
so werden die Seitentheile der Brust hinter den Schultern 
zwei- oder dreimal des Tages mit Terpentinöl, oder mit einem 
Gemische von gleichen Theilen Terpentinöl und Lohröl, oder 
von 4 Loth Terpentinöl, 4 Loth Lohröl und 1 Loth gepulverte 
spanische Fliegen, oder mit einem Gemische von einem halben 
Seidel Essig, 4 Löffel voll Senftmehl und etwas (Korn) 
Roggenmehl in einen flüßigen Teig verwandelt, oder mit einer 
Scharfsalbe aus 8 Loth scharf gesalzener Butter und 2 Loth 
gepulverter spanischer Fliegen bereitet, gut und immer gegen 
die Haare eingerieben, und wenn dieses keine Erleichterung 
bewirket, 3 oder 4 Flecken mit einem roth glühenden Eisen 
tüchtig auf die Rippen gebrannt, der Salpeter aus den Tränken 
weggelassen, jedem Trank aber (von 1 Maaß) 1 Loth gepulverte 
Enzianwurzel und 4 oder 6 Löffel voll Campferbranntwein 
zugesetzt und dreimal täglich den Kranken eingegossen. 
Mindern sich auch hierauf die Zufälle bis zum 8. oder 
9. Tage nicht, wird das Athemholen immer kürzer und be- 
schwerlicher, die Bewegung der Nasenlöcher heftiger, der Husten 
schmerzhaft, das Liegen ganz gehindert, gibt die Brust auf das 
Klopfen mit der Faust keinen Ton, versagen die Thiere alles 
Futter und Getränk, und fangen an zu ächzen und zu stöhnen, 
so sind sie ohne Rettung verloren. Alle sterben an der Brust- 
Wassersucht, an der Verartung, Versulzung und Verwachsung 
der Lungen mit der Rippenhaut, die sich bei der Oeffnung der 
Todten zeigen. Dieser traurige Fall tritt immer ein, wenn 
die Krankheit zu spät entdeckt, nicht erkannt oder angezeigt, 
oder das Thier zu spät in die Cur genommen wird. Der Tod 
erfolgt gewöhnlich zwischen dem 11. und 13. Tag, oft auch früher. 
Bricht die Lungenseuche bei schwächeren und besonders 
solchen Kühen aus, die beständig ausgetrieben worden sind, so 
erscheint sie zwar mit den nämlichen, voch gelinderen Zufällen. 
Die Kranken husten, aber feucht und weniger schmerzhaft, das 
Wiederkauen hört zwar auf, nicht aber alle Neigung zum 
Futter, das Athemholen ist nicht so sehr erschwert, die Be- 
wegung der Nasenlöcher und Flanken gelinde, der Puls weich 
und geschwind, der Bauch weniger versteckt, der Koth nicht so 
hart und der Harn wässerig, Hörner, Ohren und der ganze 
Körper sind mehr kalt als warm und die Haare immer straubig.
	        
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