Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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künstlichen Wiesen, sollte im Schatten etwas abtrocknen, dann 
aber niemals in großer Menge auf einmal, sondern in kleinern 
Portionen gegeben werden. Bei nasser Witterung sollte man 
gar kein Grünfutter geben. — Frisches Futter von Wurzeln, 
z. B. Kartoffeln, Rüben 2c. muß immer mit Häcksel (Gesott) ver- 
mischt oder abwechselnd mit selbem gereicht werden, weil davon 
das Wiederkauen wesentlich abhängt. — Das Getränk muß 
mäßig kühl sein, und vor dem Mittagsfutter gegeben werden; 
niemals gebe man bald nach dem Genusse des Grünfutters zu 
trinken. — Die warmen Tränke, die Siede= und Brühfütterung 
vermehren das Milcherträgniß, jedoch dürfen sie nicht zu warm 
und nur in Verbindung mit anderm Nebenfutter gegeben wer- 
den; in Gährung übergegangen, wird es sehr leicht schädlich. 
Zur Stallfütterung der Schafe eignet sich am besten gut 
getrocknetes, feines, gewürzhaftes Heu; als Beifutter dient auch 
Hafer= und Weizenstroh. In vielen Schäfereien werden außer- 
dem auch verschiedene Arten von Laub, Knollen= und Wurzel- 
gewächsen, zerstossene Eicheln und wilde Kastanien von Zeit zu 
Zeit abwechselnd mit dem Hartfutter, oder mit diesem gemengt, 
mit Vortheil gegeben. — Das Getränk soll nicht in zu großer 
Menge, aber bald nach der Fütterung gereicht werden; bei 
trockener Fütterung werden die Schafe zweimal, bei grüner nur 
einmal zur Tränke gelassen. 
Die Verdauung und die davon abhängende gute Ernährung 
der Thiere erfordert auch noch eine gehörige Abwechslung 
zwischen Bewegung und Ruhe. Ruhe insbesondere ist für 
alle Thiere zur ersten Verdauung höchst nothwendig; Pferde 
bedürfen hiezu wenigstens eine Stunde, Rinder und Schafe 
hingegen mindestens zwei Stunden, um auch das so wichtige 
Wiederkauen sattsam vollbringen zu können. In der übrigen 
Zeit ist mäßige Bewegung im Freien sehr gedeihlich, weßhalb 
sogar auch die Melkkühe, selbst im Winter bei guter Witterung, 
nicht davon ausgeschlossen sein sollten. 
Ein weiteres Mittel zur Beförderung der Verdauung und 
Verbesserung des Gesundheitszustandes ist der rechtzeitige und 
mäßige Gebrauch des Kochsalzes, welches entweder unter dem 
Futter, oder als Lecke, bisweilen auch in dem Getränke gegeben 
wird, und noch außerdem zur Verbesserung schlechten Futters 
mit Vortheil gebraucht werden kann. Es gibt daher auch jetzt 
keine gut eingerichtete Meierei, und keine wohlgeordnete Schäferei
	        
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