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künstlichen Wiesen, sollte im Schatten etwas abtrocknen, dann
aber niemals in großer Menge auf einmal, sondern in kleinern
Portionen gegeben werden. Bei nasser Witterung sollte man
gar kein Grünfutter geben. — Frisches Futter von Wurzeln,
z. B. Kartoffeln, Rüben 2c. muß immer mit Häcksel (Gesott) ver-
mischt oder abwechselnd mit selbem gereicht werden, weil davon
das Wiederkauen wesentlich abhängt. — Das Getränk muß
mäßig kühl sein, und vor dem Mittagsfutter gegeben werden;
niemals gebe man bald nach dem Genusse des Grünfutters zu
trinken. — Die warmen Tränke, die Siede= und Brühfütterung
vermehren das Milcherträgniß, jedoch dürfen sie nicht zu warm
und nur in Verbindung mit anderm Nebenfutter gegeben wer-
den; in Gährung übergegangen, wird es sehr leicht schädlich.
Zur Stallfütterung der Schafe eignet sich am besten gut
getrocknetes, feines, gewürzhaftes Heu; als Beifutter dient auch
Hafer= und Weizenstroh. In vielen Schäfereien werden außer-
dem auch verschiedene Arten von Laub, Knollen= und Wurzel-
gewächsen, zerstossene Eicheln und wilde Kastanien von Zeit zu
Zeit abwechselnd mit dem Hartfutter, oder mit diesem gemengt,
mit Vortheil gegeben. — Das Getränk soll nicht in zu großer
Menge, aber bald nach der Fütterung gereicht werden; bei
trockener Fütterung werden die Schafe zweimal, bei grüner nur
einmal zur Tränke gelassen.
Die Verdauung und die davon abhängende gute Ernährung
der Thiere erfordert auch noch eine gehörige Abwechslung
zwischen Bewegung und Ruhe. Ruhe insbesondere ist für
alle Thiere zur ersten Verdauung höchst nothwendig; Pferde
bedürfen hiezu wenigstens eine Stunde, Rinder und Schafe
hingegen mindestens zwei Stunden, um auch das so wichtige
Wiederkauen sattsam vollbringen zu können. In der übrigen
Zeit ist mäßige Bewegung im Freien sehr gedeihlich, weßhalb
sogar auch die Melkkühe, selbst im Winter bei guter Witterung,
nicht davon ausgeschlossen sein sollten.
Ein weiteres Mittel zur Beförderung der Verdauung und
Verbesserung des Gesundheitszustandes ist der rechtzeitige und
mäßige Gebrauch des Kochsalzes, welches entweder unter dem
Futter, oder als Lecke, bisweilen auch in dem Getränke gegeben
wird, und noch außerdem zur Verbesserung schlechten Futters
mit Vortheil gebraucht werden kann. Es gibt daher auch jetzt
keine gut eingerichtete Meierei, und keine wohlgeordnete Schäferei