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Beilage Ziffer 5.
Beschreibung und Zeichen der Rindvieh-Pest, Lößer-
dürre, Magenseuche, Uebergälle oder großen Galle,
(pbestis bovilla.)
S§. 1.
Die Rindvieh-Pest ist keine der bekannten seuchartigen
Krankheiten, als Lungenseuche, Milzseuche oder Milzbrand,
Maul= und Klauenseuche, doch geschieht es zuweilen, daß die
Rindvieh-Pest mit der einen oder andern der genannten Seuchen
complicirt ist.
8. 2.
Sie entsteht nicht, wie manche andere Krankheiten des
Hornviehes, aus allgemeinen schädlichen Ursachen und Anläßen
im Lande selbst, sondern immer nur durch Ansteckung oder
Mittheilung von fremdem, weit hergetriebenem, abgemattetem
Viehe, besonders aus dem Osten von Europa, dasselbe mag
schon wirklich krank sein oder auch den Ansteckungsstoff
nur verborgen mit sich führen. Dieser Ansteckungsstoff kann
durch die unmittelbare Berührung bei dem Zusammenstellen
des ausländischen Viehes mit anderm Hornvieh in gemein—
samen Ställen, auf Weiden, an Tränken u. s. w., oder
mittelbar durch andere Thiere und durch Menschen, ohne daß
diese für sich selbst etwas zu fürchten haben, durch leblose
Gegenstände, welche diesen Stoff leicht auffassen, endlich durch
Theile, Abfälle und Remanenzen des kranken oder inficirten
Hornviehes, als Fleisch, Hörner, Haare, Häute, Eingeweide 2c.,
besonders durch dessen Geifer, Blut, Harne, Mist 2c. weiter
verbreitet werden. Der kleinste Theil dieses in den vorbe-
nannten Gegenständen enthaltenen, oder denselben anklebenden
Ansteckungsstoffes dem Rindviehe mitgetheilt, ist im Stande,
immer wieder die Rindvieh-Pest mit ihren charakteristischen
Kennzeichen und die Erzeugung eines neues Ansteckungsstoffes
durch diese Krankheit hervorzubringen.
8. 3.
Gewöhnlich erkrankten nach geschehener Mittheilung des
Ansteckungsstoffes nur einige wenige Stücke eines Stalles, oder
einer Heerde, zuweilen nur ein Einziges, von 7 bis 10 Tagen
mehrere, und nach einem weiteren solchen Zeitraume noch
mehrere, oder auch alles, was der Ansteckung ausgesetzt war.