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Abdruck. Nr. 4894.
Bericht
über die an der k. Central-Thierarznei-Schule angestellten Versuche zur
Ermittlung des Werthes der von Dr. Willems empfshleuen Inocu-
lation der Kungen-Seuche.
Nachdem von Seite des hohen Staatsministeriums des
Handels und der öffentlichen Arbeiten der Auftrag zur Vor-
nahme der nöthigen Versuche zur Ermittlung des Werthes der
von Dr. Willems empfohlenen Incculation der Lungenseuche
ertheilt worden war, wurde an der k. Central-Thierarzneischule
in nachstehender Weise zu dem bezeichneten Behufe vorge-
schritten.
Am 22. Februar d. Is. wurden 3 junge, seit 2—3 Monaten
mit dem zweiten oder dritten Kalbe trächtige völlig gesunde
Kühe, wovon die eine der Pinzgauer, die andere der Miesbacher
Race angehörte, in den neuerbauten Contumazstall der Anstalt
gebracht; um daselbst, von den übrigen Thieren gehötig geson-
dert, der Impfung unterworfen zu werden.
Zu der Impfung wurde die Lhmphe aus der Lunge einer
Kuh verwendet, die erst seit 24 Stunden unter sichtbaren Er-
scheinungen erkrankt war, d. h. die seit dieser Zeit aufgehört
hatte zu fressen, dabei hustete und nur wenig Milch gab.
Die eine Lunge dieser Kuh war etwa zu einem Drittel,
jedoch nicht in hohem Grade erkrankt, zeigte nirgends sehr dunkle
oder gar schwarz gefärbte Stellen, die zwischen den lichtgelben
Zellgewebszügen eingeschlossenen Lungenläppchen waren vielmehr
blaß, nur wenig höher als im gesunden Zustande geröthet und
die beim Einschneiden in dieselbe ausfließende Lomphe war von
reiner gelben Farbe, ganz unblutig und wurde überdieß nicht
aus der Mitte der kranken Partie, sondern mehr aus den gegen
die Grenzen derselben gelegenen Stellen gewählt, in einem Glase
aufgefangen und 4 Stunden später verwendet. Da sich hiebei
ein Theil dieser Flüssigkeit coagulirt fand, so wurde dad Gatze
züvor mit einem gleichen Theile warmen Wassers abgerieben
und so benützt.
Die Impfung selbst wurde mittelst einer gewöhnlichen, et-
was breiten und langen Lancette am untern Ende und auf der
untern Fläche des Schweifes in der Art vollzogen, daß die zu-
vor in den Impfstoff eingetauchte Lancette durch die Haut bis
in das subcutane Zellgewebe und in demselben circa ¼ Zoll