659
I. Allgemeine Bemerkungen über ihr Weséy iühreit
Verlauf und Ursachen.
§. 1.
Die Maul= und Klauenseuche sind in ihrem Wesen gan
gleich, nämlich ein epizootisch vorkommendes pustulöses Rothlau
der Maulschleimhaut (Maulseuche) und der Zwischenklauenhaut
(Klauenseuche) bei den Klauenthieren, vorzüglich beim Rind,
Schaf, Schwein und Ziege; auch an den Eutern der Kühe und
Mutterschweine kömmt es zuweilen theils gleichzeitig., theils
für sich vor. .2
Da diese Krankheit nie bei einzelnen Thieren allein, son-
dern immer ausgebreitet unter vielen Thieren und unter den
verschiedensten Bedingungen vorkömmt, so scheint ihre Ursache
miasmatischer Natur zu sein und von einer eigenthümlichen
noch unbekannten Beschaffenheit der Luft abzuhängen, wodürch
meistens mehrere Thiergattungen an mehreren Orten zugleich
befallen werden. —
Aber auch durch Ansteckung verbreitet sich die einmal ent-
standene Seuche weiter, und zwar scheint der Ansteckungsstoff
im Speichel und der Flüssigkeit der Blasen des Maules, der
Füße, Euter und auch in der Milch zu haften.
Selbst auf Menschen ist sie bei Berührung wunder Stellen
mit dem Ansteckungsstoff übertragbar, und der Genuß der
Milch kranker Thiere, wenn die Seuche bösartig ist, kann
schädlich werden.
§. 3.
Der Charakter der Maul= und Klauenseuche ist entweder
gutartig oder bösartig. Die gutartige verläuft binnen
7—14 Tagen, selbst ohne ärztliche Hilfe. Die bösartige dauert
länger, erheischt Hilfe und kann selbst tödtlich werden. Sie
kann auch gefährlich werden durch Verbindung mit Milzbrand
(Anthrax), besonders Lungenkrebs (Lungen-Anthrax) oder mit
der Lungenseuche.
8. 4.
Die Maulseuche ist beim Rindvieh vorherrschend,
häufig für sich allein, öfters aber auch mit der Klauenseuche
verbunden.
Beim gutartigen Verlauf gehen ihr 24 Stunden vor-
aus oft Mattigkeit, Abnahme der Freßlusk, Fieberfrost u. s. w.
420