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überein, bezeichnet dieselbe als die Milzbrandbräune unß gibt
diejenigen Mittel an, welche sich am Wirksamsten erzeigen
dürften. Indem dieses Gutachten nachstehend veröffentlicht
wird, erhalten die Behörden den Auftrag, in ihren Bezirkem
dahin zu wirken, daß die hierin gegebenen Anordnungen
zur Verhütung und Heilung der Krankheit vollzogen und
damit einem Uebel begegnet werde, welches alljährlich den
Oekonomen und der Landwirthschaft überhaupt so große Nach-
theile zufügt.
Ansbach, den 15. Juli 1855.
Kgl. Regierung von Mittelfranken, K. d. J.
„Aus dem Berichte des k. Gerichtsarztes Dr. Schaller
von Kipfenberg vom 9. August v. Is. im rubr. Betreffe,
welcher von der k. Regierung von Mittelfranken nebst einem
zweiten Berichte des genannten Gerichtsarztes der k. Central-
Thierarzneischule zur Begutachtung zugesendet wurde, geht nach
Allem, was über Gang und Verlauf der in Frage stehenden
Krankheit, über die Zeit ihres Auftretens, über ihre Sympteme,
die Sectionserscheinungen, den Erfolg der hle und da einge-
leiteten Behandlung und darüber gesagt ist, daß diese Krankheit
vorzugsweise und zunächst immer die bestgenährten Thiere er-
greift, ohne die minder gütgenährten gänzlich zu verschonen
mit unzweifelhafter Gewißheit hervor, daß es sich hier um die
wahre Milzbrandbräune der Schweine als einer eigenthümlichen
erysipelatösen, den Schweinen ausschließlich zukommenden Form
des in so mannigfaltig verschiedenen Gestalten auftretenden
Anthrax handle, welche Ansicht durch den Inhalt des Berichtes
vom 3. Dezember v. Is. nur noch mehr befestiget wird. Aus
diesem letzteren Berichte ist aber weiter ersichtlich, daß alle bis
jetzt in Anwendung gebrachten prophylaktischen, polizeilichen und
curativen Mittel weder in dem Charakter, noch in dem Ver-
laufe und in der Ausbreitung dieser Krankheit, noch an ihrer
Intensivität etwas zu ändern vermochten, daß zwar in einzelnen
Fällen hie und da sowohl durch Kunst= als durch Naturhilfe-
Genesung herbeigeführk wurde, daß jedoch die Krankheit in der
überwiegenden Mehrzahl der Fälle einem tödtlichen Ausgange
unaufhaltsam entgegeneilte, so daß im Lauf des verwichenen
Sommers der fünfte Theil des gesammten Schweinestandes
dieser Krankheit als Opfer anheimfiel. Einer so perniciösen