480
Abdruck der allegirten Belehrung.
Vergistungen durch Würste betreffend.
Die Wurstvergiftungen kommen vorzüglich gegen Ende
Winters und im anfangenden Frühling vor. Das Gift ent-
steht durch eine eigenthümliche Zersetzung der Wurstmasse, welche
vorzüglich in deren Mitte statt findet, daher kommt es auch
hie und da vor, daß von mehreren Personen, welche von der-
selben Wurst gegessen haben, die einen gefährlich, die andern
wenig oder gar nicht erkranken. Solche Fälle sind dann ge-
eignet, Zweifel gegen die Annahme einer Wurstvergiftung zu
erregen, die bei dem Landvolke oft so fest wurzeln, daß man
Fälle kennt, wo der hinzugerufene Arzt einzig deshalb wieder
verabschiedet wurde, weil er behauptete, die Krankheit rühre
vom Genusse verdorbener Würste her, oder wo die vorgeschrie-
benen Arzneien blos deswegen nicht gebraucht wurden, weil sie
gegen verdorbene Würste verordnet seien, sowie einen Fall, wo
die Mutter einer Vergifteten, um den Gegenbeweis der Ver-
gistung zu führen, Ueberreste von verdorbenen Würsten aß
und diese Krankheit mit dem Tode büßte. Die Vergiftungen
werden vorzüglich verursacht durch die sogenannten Plunzen,
durch Hirn-, Leber= und Blutwürste. Durch Brat= und Knack-
würste sind nie Vergiftungen vorgekommen. In der Regel
sind diese schädlichen Würste unvollkommen, schlecht geräucherte,
doch hat man auch schon von ungeräucherten tödtliche Wirkung
gesehen. In solchen Fällen war ohne Zweifel schon im Blute
und Fette der noch lebenden Schweine eine Neigung zur Zer-
setzung vorhanden. Vom Einflusse auf die Erzeugung des
Wurstgiftes ist auch die Art des Verwällens oder Versiedens;
werden die Würste nur geschwind in heißes Wasser, das nicht
die Siedhitze hat, getaucht, so erzeugen sie es leichter, als wenn
man sie förmlich absiedet. Ferner ist von Einfluß die größere
oder geringere Festigkeit der Wurstmasse; ist die Wurstmasse
halb flüssig, wie ihr oft Kesselbrühe oder auch Milch beigemischt
wird; so ist sie zur Zersetzung sehr geneigt, während Würste, die
mit einer festen Masse vollgestopft sind, nie eine schädliche Beschaf-
fenheit annehmen. Diese Würste bereiten leicher das Gift, als
dünne, die beim Räucher n gehörig durchdrungen werden können.
Um Wurstvergiftungen zu vermeiden, sind hauptsächlich
folgende Vorsichtsmaßregeln zu beobachten: Damit nicht schon
in den lebenden Schweinen eine Neigung zur Versetzung sich