Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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Abdruck der allegirten Belehrung. 
Vergistungen durch Würste betreffend. 
Die Wurstvergiftungen kommen vorzüglich gegen Ende 
Winters und im anfangenden Frühling vor. Das Gift ent- 
steht durch eine eigenthümliche Zersetzung der Wurstmasse, welche 
vorzüglich in deren Mitte statt findet, daher kommt es auch 
hie und da vor, daß von mehreren Personen, welche von der- 
selben Wurst gegessen haben, die einen gefährlich, die andern 
wenig oder gar nicht erkranken. Solche Fälle sind dann ge- 
eignet, Zweifel gegen die Annahme einer Wurstvergiftung zu 
erregen, die bei dem Landvolke oft so fest wurzeln, daß man 
Fälle kennt, wo der hinzugerufene Arzt einzig deshalb wieder 
verabschiedet wurde, weil er behauptete, die Krankheit rühre 
vom Genusse verdorbener Würste her, oder wo die vorgeschrie- 
benen Arzneien blos deswegen nicht gebraucht wurden, weil sie 
gegen verdorbene Würste verordnet seien, sowie einen Fall, wo 
die Mutter einer Vergifteten, um den Gegenbeweis der Ver- 
gistung zu führen, Ueberreste von verdorbenen Würsten aß 
und diese Krankheit mit dem Tode büßte. Die Vergiftungen 
werden vorzüglich verursacht durch die sogenannten Plunzen, 
durch Hirn-, Leber= und Blutwürste. Durch Brat= und Knack- 
würste sind nie Vergiftungen vorgekommen. In der Regel 
sind diese schädlichen Würste unvollkommen, schlecht geräucherte, 
doch hat man auch schon von ungeräucherten tödtliche Wirkung 
gesehen. In solchen Fällen war ohne Zweifel schon im Blute 
und Fette der noch lebenden Schweine eine Neigung zur Zer- 
setzung vorhanden. Vom Einflusse auf die Erzeugung des 
Wurstgiftes ist auch die Art des Verwällens oder Versiedens; 
werden die Würste nur geschwind in heißes Wasser, das nicht 
die Siedhitze hat, getaucht, so erzeugen sie es leichter, als wenn 
man sie förmlich absiedet. Ferner ist von Einfluß die größere 
oder geringere Festigkeit der Wurstmasse; ist die Wurstmasse 
halb flüssig, wie ihr oft Kesselbrühe oder auch Milch beigemischt 
wird; so ist sie zur Zersetzung sehr geneigt, während Würste, die 
mit einer festen Masse vollgestopft sind, nie eine schädliche Beschaf- 
fenheit annehmen. Diese Würste bereiten leicher das Gift, als 
dünne, die beim Räucher n gehörig durchdrungen werden können. 
Um Wurstvergiftungen zu vermeiden, sind hauptsächlich 
folgende Vorsichtsmaßregeln zu beobachten: Damit nicht schon 
in den lebenden Schweinen eine Neigung zur Versetzung sich
	        
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