89
herabgesnnken, die Gliedmassen werden kalt und schlaff, der
Puls ist schwach, oft kaum zu fühlen, das Athmen meist kaum
merkbar, und nur durch das Flackern eines vorgehaltenen Lich-
tes, oder durch die Bewegung einer auf den Mund gelegten
Flaumfeder zu erkennen. Dieser Zustand heißt Ohnmacht.
Die Hilfeleistung hiebei besteht in Abnahme der Armatur
und Rüstung, in Lösung der beengenden Kleidungsstücke, als
der Halsbinde, des Rockes; in Abnahme der Hosenträger, der
Hosenriemen u. dgl.
Der ohnmächtige wird an einen schattigen Ort gebracht,
mit dem Kopfe höher gelegt, und der kühlen Luft ausgesetzt;
man fächelt ihm Luft zu, bespritzt Gesicht und Brust mit kal-
tem Wasser, indem man ihm dasselbe aus einiger Entfernung
mit ganzer Hand, und mit einiger Gewalt gewissermassen ent-
gegenschleudert. Man läßt den Ohnmächtigen zu Essigsäure,
Essig oder Wein riechen; reibt die Stirne und Schläfegegen-
den, sowie die Gegenden der Pulsadern an den Vorderarmen
mit Essig. Kömmt der Ohnmächtige etwas zu sich, so reicht
man ihm Wasser, etwas Wein over einen warmen Thee zur
Labung. War lange Entbehrung von Speise und Trank die
Ursache der Ohnmacht, so werden ihm diese vorsichtig und all-
mählig gereicht.
Behandlung der hochgradigen Berauschung.
Ein hoher Grad von Berauschung kann, namentlich unter
Mitwirkung besonderer Umstände, wie z. B bei gleichzeitiger
Ueberladung des Magens, oder nach heftiger leidenschaftlicher
Aufregung, oft Lebensgefahr, ja mitunter plötzlichen Tod her-
beiführen.
Derlei Betrunkene müssen vorerst von jeder beengenden
Kleidung befreit werden; man lege sie an einen kühlen, wo
möglich etwas dunkeln Ort, mit erhöhtem Kopfe und Oberleibe
nieder, bespritze sie im Gesichte und auf der Brust mit kaltem
Wasser, und mache fleißig kalte Umschläge über den Kopf.
Um den Magen zu entleeren, wird ihnen der Schlund mit
einem Federbarte gekitzelt, und wenn sie nach dem Erbrechen
ein wenig zu sich kommen, etwas Wasser mit Essig vermischt
zum Trinken gereicht.