Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus den Jahren 1850 bis 1866 93 
selbst anzuzeigen. Ich wurde damals durch Umstände daran gehindert. 
die abzuwenden außer meiner Macht lag. Auch dachte ich bei der An- 
nahme jener Gesandtschaft, daß doch die Zentralgewalt von allen Regie- 
rungen anerkannt sei. Als sie sich wieder in Nebel auflöste, habe ich mich 
sofort zurückgezogen. 
Der König. Ja, jal (Sehr gnädig:) Das waren damals andre 
Zeiten. Jetzt ist dies anders. Bayern ist doch immer die dritte deutsche 
Macht. Und ich werde mich weder von Oesterreich noch von Preußen 
ins Schlepptau nehmen lassen. 
Ich. Jene Ansichten haben sich jetzt überlebt, es ist ein überwundener 
Standpunkt. Eine Zentralgewalt in jenem Sinne ist jetzt nicht mehr 
möglich. Auch stützen sich Eure Majestät auf die Gesinnung des ganzen 
bayrischen Volkes, das von einer preußischen Hegemonie nun einmal nichts 
wissen will. 
Der König. Sehr wahr! Dies geht so weit, daß man mir es in 
diesem Frühjahre sogar übelnahm, daß ich nur den Schein einer Hin- 
neigung zu Preußen hätte. Dies war gar nicht der Fall. Ich liebe die 
Wissenschaften und kann preußische Professoren berufen. Darum werde ich 
aber doch die Selbständigkeit meines Landes aufrecht zu erhalten wissen. 
Wie gesagt, Ihre Gesinnungen machen mir sehr viel Freude. 
(Ici je craignais qu’il ne se contentät de ces phrases et je repris:) 
Ich. Wenn ich es gerade jetzt gewagt habe, Eure Mojestät mit 
dieser Bitte zu kommen, so habe ich noch einen persönlichen Grund. Wenn 
es Eure Mojestät erlauben, so werde ich ganz offen reden. 
Der König nickt gnädig. 
Ich. Der Grund und die nächste persönliche Anregung kommt durch 
einen Brief meiner Schwiegermutter. Li je lui raconte la conversation 
de Maman avec la Princesse de Prusse. Je parle de Hatzfeldt et 
de Louis. (Wunsch des Prinzen und der Prinzessin von Preußen, daß 
ich in den preußischen Dienst zurückkehren möchte.) Ich erwarte nun eine 
Proposition von Berlin, die mich in einige Verlegenheit setzen würde. 
Wenn ich dagegen als Ablehnungsgrund den Wunsch Eurer Maojestät 
entgegenstellen könnte, mich in Höchstihrem Dienst zu verwenden, so würde 
mich dies aus der Verlegenheit ziehen. Auch würde dies den Wunsch 
meiner Schwiegermutter zugleich erfüllen. 
Der König. Also glauben Sie, daß dies der Fürstin denselben 
Dienst erweisen würde? 
Ich. Ja, denn wenn der Sohn auch in der preußischen Diplomatie 
wäre, so könnte er doch an demselben Orte sein, wo ich Eure Majestät 
repräsentierte und damit wäre dann derselbe Zweck erreicht, denn ich könnte 
ihn da auch beaufsichtigen.
	        
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