Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

914. Aus den Jahren 1850 bis 1866 
Der König. Ah so! Gut, ich werde mir die Sache überlegen 
und freue mich sehr über die Gesinnungen, die Sie mir ausgesprochen haben. 
Hierauf Erkundigungen nach Mama, toi u. s. w. 
Beim Hinausgehen abermals: „Ich werde das, was Sie mir gesagt 
haben, in reifliche Ueberlegung ziehen."“ 
Rérérence et départ. 
Ueber dieselbe Angelegenheit schreibt der Fürst an die Prinzessin Elise: 
Schillingsfürst, 14. Jannar 1860. 
.. . Mit unsern Plänen sieht's noch schwach aus. Der König ist in 
Verlegenheit. Er möchte mich wohl verwenden, weiß aber nicht, wie er 
es machen soll, da eine Menge Konkurrenten unter den bereits angestellten 
Diplomaten vorhanden sind. Ich würde es bedauern, wenn mir diese 
Gelegenheit, eine dauernde Beschäftigung und feste Lebensstellung zu erhalten, 
wieder entginge. Je älter man wird, desto nötiger ist ein Beruf. Was uns das 
Leben nimmt, muß die Pflichterfüllung ersetzen. Ich bin nicht geschaffen, 
mein Leben zur bloßen Erfüllung des aristokratischen Lebensberufs zu ver- 
wenden. So gern ich anerkenne, daß dieser Beruf ernster und wichtiger 
ist, als man gewöhnlich annimmt. Ich glaube sogar, daß ich der Auf- 
gabe nicht einmal gewachsen bin und mir persönliche Hindernisse im Wege 
stehen, die ich nicht zu überwinden imstande bin. Entweder ist dieser 
aristokratische Beruf gut durchgeführt, dann ist er achtungswert und wird 
Anerkennung finden, oder er endet in Zersplitterung und mit Sortierung 
von goldenen Dosen und Weihnachtsgeschenken. Es sind schon bessere 
Menschen als ich dahin gekommen. 
4. In Rußland und in Wien 1860/61. 
Im September 1860 unternahm der Fürst eine Reise auf die Wittgen- 
steinschen Besitzungen in Rußland und traf am 20. September in Werki ein. 
Aus dem Reisetagebuch: Den 22. waren wir bei dem General- 
gouverneur Nasimoff zu Mittag eingeladen, der in Swievinic wohnt, 
einem hübschen Landhaus an der Wilia. Wir waren auf 4 Uhr ein- 
geladen und kamen zu spät, das Diner fand aber erst gegen ½6 Uhr 
statt. Der Generalgouverneur ist ein kleiner Mann mit buschigen Augen- 
braunen und starkem Schnurrbart. Er gibt sich martialische airs, ist 
aber ein unbedeutender, gutmütiger Mann. Seine Frau war früher eine 
Schönheit und bewahrt noch einige Reste davon. Sie hat sehr gescheite, 
liebenswürdige Augen und ist die Seele des Hauses. Das Diner war 
schlecht und wurde mangelhaft serviert. Da nach russischen Begriffen ein 
Fürst, der keinen dienstlichen Rang besitzt keinen Rang hat, so stürzten
	        
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