Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Ingend (1819 bis 1847) 3 
der Konfession der protestantischen Mutter. Religiöse Duldung war also 
die Grundlage und die Voraussetzung eines glücklichen Familienlebens, und 
die Tendenz, welche das politische Wirken des Fürsten Chlodwig beherrscht 
hat, war ein natürliches Ergebnis seiner Kindesliebe und seines innigen 
Verhältnisses zu den protestantischen Schwestern. 
Den ersten Unterricht empfing der Knabe zusammen mit seinem am 
10. Februar 1818 geborenen Bruder Viktor, dem späteren Herzog von 
Ratibor. Den ersten Bericht über das Leben und Lernen der Kinder gibt 
der folgende Brief der Mutter an eine Freundin: 
Rotenburg, 13. Februar 1826. 
.. Chlodwig ist sehr witzig in seinen Lehrstunden und macht 
tausend Possen, die den Hofmeister ins Lachen bringen. Beide Buben 
lernen jetzt auch Klavier. Pater Ildephons gibt ihnen die Religionsstunden 
so außerordentlich gut und fängt es so gemütlich an, daß ich mich nicht 
genug darüber freuen kann... Nachmittags war große Kindergesellschaft, 
wo denn eifrig Sprichwörter gespielt wurden, was überhaupt alle Sonntage 
geschieht. Unter anderm führten sie neulich auf „die Wurst nach der Speck- 
seite werfen", da war Chlodwig die Speckseite und Philipp Ernst!#) die 
Wurst, welche durch Otto Quessel mit solcher Gewalt gegen den Chlodwig 
geworfen wurde, daß die unglückliche Wurst auf dem Boden liegend in 
ein gräßliches Geschrei ausbrach. Chlodwig sollte neulich in der Geographie 
sagen, wie man diejenigen Personen nenne, welche die Aussicht hätten, 
daß die Untertanen ihre Gesetze hielten. Da sagte er: „die Obertanen.“ 
Gestern war hier Theater, nämlich eine Art Panorama, wo die Schlacht 
bei Leipzig vorgestellt wurde. Da deutete der Mann auf Figuren, welche 
die alliierten Mächte vorstellten, worauf Chlodwig sagte: sich sehe ja keine 
Mägde.“ Neulich sollte er sagen, wie viel die Hälfte von 10 sei, da sagte 
er 0, weil man einen Strich durch die 1/0 machen könne. 
Von dem Winteraufenthalt in Rotenburg 1830 bis 1831 berichtet 
das Koblenzer Tagebuch: 2) „zerrüttete Gesundheit des Körpers und Geistes. 
Schreckbilder.“ 
Von 1832 bis 1833 besuchten die drei Prinzen Viktor, Chlodwig und 
Philipp Ernst das Gymnasium zu Ansbach. Im Sommer 1833 machte 
Chlodwig das Scharlachfieber durch, und auch für den Herbst 1833 ist in 
dem Tagebuch wieder „Krankheit“" notiert. 
Im Oktober 1833 wurden Viktor und Chlodwig in die Tertia des 
Gymnasiums zu Erfurt ausgenommen. „Freudloses und freundloses Leben,“ 
  
1) Der dritte der Brüder, geboren am 21. Mai 1820. 
2) Siehe die Vorrede.
	        
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