Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

148 Aus den Jahren 1850 bis 1866 
Alt-Aussee in Steiermark, das er zu einer Villa umbauen ließ. Dort 
pflegte die Familie seitdem einen Teil des Sommers zu verbringen. In 
der Erziehung der Kinder unterstützte die Eltern die jüngste Schwester des 
Fürsten, Prinzessin Elise, welche bis zu ihrer Vermählung mit dem Prinzen 
zu Salm-Horstmar im Jahre 1868 im Hause des Bruders ihre Heimat 
hatte. Aus ihren Briefen, deren Einsicht dem Herausgeber freundlichst 
gewährt wurde, seien hier einige kurze Notizen mitgeteilt, welche das 
Leben und den Geist des Hauses beleuchten. Die Prinzessin Amalie, die 
Vertraute der Jugend des Fürsten, heiratete 1857 gegen den Wunsch 
der Familie den Hofmaler Richard Lauchert. Die hierdurch herbeigeführte 
zeitweilige Entfremdung dauerte nur wenige Jahre. Die Prinzessin Salm 
schreibt darüber: „Später hat sich meine Schwester mit allen Brüdern 
wieder ganz ausgesöhnt und hat auch mit meinem Bruder Chlodwig 
wieder schöne Stunden verlebt. Die Brüder sahen ein, daß der treffliche 
Mann, um dessentwillen sie alles verlassen hatte, ihrer wert war. Er 
war nicht nur ein talentvoller Künstler, sondern ein vorzüglicher, zu- 
verlässiger Charakter. Leider ist er schon 1868 gestorben, sie waren nur 
11 ½ Jahre verheiratet.“ 
Ueber das Verhältnis des Fürsten zu seinen Geschwistern schreibt die 
Prinzessin: „Alle Geschwister haben in allen zweifelhaften Fällen bei ihm ihre 
Zuflucht gesucht. Die große Klarheit und Ruhe, der Ernst und die brüder-— 
liche Liebe. die man immer spürte, gaben seinen Ratschlägen ein großes 
Gewicht. Unsrer Mutter Milde war in Amalie und Chlodwig über- 
gegangen. Er hatte Akten angelegt über jedes seiner Geschwister, um die 
Fäden ihrer Angelegenheiten jederzeit wieder anknüpfen zu können. Wenn 
man in Schillingsfürst in seinem kleinen Schreibkabinett saß, er an seinem 
Schreibtisch und eines von uns auf einem kleinen Fauteuil daneben, wenn 
er von seiner Arbeit aufsah und sich gleich in die Angelegenheit vertiefte, 
die man ihm vortrug — das ist eine unbeschreibliche Erinnerung, man 
spürt noch heute seinen durchdringenden Blick.“ „Chlodwig," heißt es in 
einem Briefe der Prinzessin aus dem Jahre 1852, „muß ich immer mehr 
bewundern, wie ruhig, uneigennützig und geduldig er handelt. Man mag 
sagen, was man will, über „männliche Energie, kräftiges Auftreten“ u. s. w. 
— das ist alles recht schön, aber „a noble mind“ und ga refined one“ 
geht über alles und ist besser allein, ohne jene Eigenschaften, als umgekehrt. 
Heute sprach er sich wieder einmal über das Heiligste aus. Ich weiß 
nicht, was mir das für einen eignen Eindruck macht, wie es mich bewegt, 
wenn ich aus seinem Munde den Namen „Christus“ höre, das ist so tief- 
gefühlt, wenn es von ihm kommt.“ 
Ueber die Lage von Schillingsfürst schreibt die Prinzessin: „Im 
Sommer war das Leben dort anziehend durch die weite Aussicht, die
	        
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