6 Aus der Jugend (1819 bis 1847)
Das Zeugnis der Reife des Prinzen Chlodwig rühmt sein sittliches
Verhalten, seine Anlagen und seinen Fleiß: „Stets durch sittlichen Ernst
und Anstand ausgezeichnet und mit echtem Ehrgefühl bemüht, in jeder
Beziehung tadelfrei zu sein und durch inneren Wert zu gelten, behauptete
sich derselbe unausgesetzt in der aufrichtigen Achtung seiner bisherigen
Kommilitonen und in der herzlichen Zuneigung sämtlicher Lehrer. Die
guten Anlagen des Prinzen, früh geweckt und entwickelt, fanden in den
Wissenschaften eine anziehende Beschäftigung. Aufmerksamkeit und rege
Teilnahme an allen Gegenständen des Unterrichts war stets sichtbar und
wurde durch anhaltenden Fleiß in den Aufgaben und durch vielfache Privat-
arbeiten bewiesen.“" Bei Beurteilung der Leistungen des Prinzen in den
einzelnen Fächern wird besonders im Deutschen seine „Gewandtheit, die
Aufgaben zu durchdringen und logisch zu ordnen“, gerühmt. „Er schreibt,“
heißt es weiter, „korrekt und fließend und entwickelt in poetischen Versuchen
viel Lebhaftigkeit und Phantasie."“
Am 23. Juni wurde der Prinz in Göttingen immatrikuliert und hörte
noch in diesem Sommer Institutionen bei Mühlenbruch. Im September
wurde von Corvey aus eine Reise über Driburg nach Paderborn, Iser-
lohn, Barmen und Elberfeld, Köln, Bonn und Neuwied ausgeführt. Das
noch vorhandene Tagebuch dieser Reise enthält heitere und lebendige
Schilderungen und zeugt von der regen Wißbegierde des jungen Reisenden.
Im Winter 1837/38 hörte der Prinz Pandekten bei Mühlenbruch „ohne
Verstand“, wie das Tagebuch berichtet, außerdem Logik und Einleitung
in die Philosophie bei Herbart.
Von den Osterferien in Corvey meldet das Tagebuch nur: „Senti-
mental. Schöner April. Lektüre des Werther.“
Das Sommersemester 1838 studierte der Prinz in Bonn. Das Tage-
buch nennt die Standesgenossen unter den Kommilitonen: den Erbgroß-
herzog von Mecklenburg-Strelitz, die Prinzen von Schaumburg-Lippe, von
Löwenstein, den späteren Herzog Ernst II. von Sachsen und dessen Bruder,
den Prinzen Albert, späteren Gemahl der Königin Viktoria.
Ueber das gesellige Leben in Bonn berichtet ein Brief an die Prinzessin
Amalie:
Bonn, 20. Juli 1838.
.. Unfre hiesige Lebensweise ist in Studien und Vergnügungen
genau geteilt. Einen Brief hatte ich an dich zu schreiben begonnen, dessen
Ende der bückeburgische Besuch verhinderte. Wir wurden nach Godesberg
eingeladen, wo unser ein splendides Diner harrte. Der Fürst war sehr
freundlich, die Fürstin auch, jedoch schien sie mir noch mehr zu spähen
denn ehemals; sei dies nun, weil sie uns nicht recht traute, oder um zu
untersuchen, welche von den acht Prinzen gute Ehemänner für ihre Töchter