Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus den Jahren 1850 bis 1866 153 
zweckmäßig und nötig sein, in der vorgeschlagenen Weise zur Bildung 
eines Vereins vorzuschreiten, so ist ein wichtiger Punkt zu berücksichtigen. 
Politische Demonstrationen müssen weder von hominibus novis noch von 
solchen ausgehen, die nicht ganz oder nicht mehr das ungeteilte Vertrauen 
des Volkes besitzen. Wenigstens dürfen diese beiden Kategorien nicht 
allein die Demonstration versuchen. Demonstrationen können nur dann 
auf Erfolg rechnen, wenn an deren Spitze Männer stehen, die das Volk 
(ob mit Recht oder Unrecht, bleibt sich gleich) als die Männer seines 
Vertrauens ansieht. Stehen diese an der Spitze, so können wir uns ihnen 
anschließen, treten wir aber allein auf, so werden wir als fürwitzige 
Aristokraten verhöhnt werden und uns für ewige Zeiten unmöglich machen. 
Ich rechne zu den Vertrauensmännern, von denen die Demonstration aus- 
gehen müßte, unter andern folgende Persönlichkeiten: Pötzl, Schlör, 
Hegnenberg, Lerchenfeld, Stenglein und vor allen andern Völk und 
Marquard Barth. 
Der Zweck der Demonstration ist von Anfang an verfehlt, wenn sie 
nicht eine zündende Wirkung ausübt. Diese freiwilligen politischen Taten 
sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie die Manifestation eines alle Herzen 
durchglühenden Gedankens sind, wenn in dem Augenblick, wo sie statt- 
finden, jeder ausrufen muß: „Das ist das Richtige!“ Nur keinen Schlag 
ins Wasser, besonders wenn das Wasser trüb ist! 
Darum fasse ich den Schluß in die Worte des ersten Briefes an die 
Korinther Kap. 9, Vers 26: 
„Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse, ich fechte also, nicht 
als der in die Luft streichet.“ 
Prinz Karl von Bayern an den Fürsten. 
München, 23. März 1866. 
Eurer Durchlaucht 
sende ich Ihre Bemerkungen vom 21. d. M., die ich heute selbst zurück- 
bringen wollte, mit bestem Dank zurück. 
Das Programm Bayerns, Oesterreich zu unterstützen, wenn es zum 
Bundesstandpunkt zurückkehrt, wird von allen Parteien gebilligt. Ein in 
dieser Richtung tätiger Verein ist überflüssig. Ein Verein, der die so- 
fortige Berufung eines Parlaments für Gesamtdeutschland oder für die 
Mittelstaaten verlangt, ist unpraktisch und deshalb lächerlich. Einen solchen 
Gedanken hatte ich nicht. 
Das Parlament soll einstweilen nur unter den Bedingungen ent- 
sprechender Reform der Bundesverfassung figurieren, an die Bayern seinen 
Anschluß an Oesterreich zu knüpfen hätte.
	        
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