Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 199
sie durch die Rücksicht auf ihre eigne Sicherheit zu einem strafferen Zu-
sammenschließen genötigt gewesen. Was den Süden betreffe, so sei Preußen
zufrieden, wenn es die Garantie habe, daß der Süden sich nicht an fremde
Mächte anlehnen werde, und daß die gemeinsame Wahrung und Pflege
der materiellen Interessen gesichert sei. Preußen werde in der Verschmelzung
des Südens mit dem Norden so weit gehen, als dies Bayern wünsche.
Wenn man die Autonomie im Süden nicht in derselben Weise beschränken
wolle wie im Norden, so sei es auch bereit, in Unterhandlungen auf einer
weiteren Grundlage einzugehen.
Auf die Frage, wie ich mir die Verfassung und namentlich die Be-
schränkung der Autonomie dächte, behielt ich mir die weitere Aeußerung
vor. Er erklärte sich bereit, bei seiner Regierung anzufragen, ob ich seine
Depesche dem König vorlesen dürfe, was ich für notwendig erachtete.
Am 3. Februar wurden die Stuttgarter Konferenzen unter dem Vor-
sitze des Freiherrn von Varnbüler eröffnet. Außer den vier Ministern der
auswärtigen Angelegenheiten nahmen die Kriegsminister und mehrere
Kommissare an den Verhandlungen teil.
In der einleitenden Besprechung äußerte der badische Minister von
Freydorf, er möchte wünschen, daß dem bei den vorgeschlagenen gemein-
samen Maßregeln doch wohl vor allem maßgebend gewesenen Bestreben
der Einigung Deutschlands, welches nach der Auffassung der badischen
Regierung dringend einen unumwundenen Anschluß an die preußische
Wehrverfassung erheische, in bestimmter Weise Ausdruck gegeben werde
und schlage deshalb eine Kundgebung folgenden Wortlauts vor:
„Die versammelten Vertreter der vier süddeutschen Regierungen er-
kennen es als ein nationales Bedürfnis, die Wehrkräfte ihrer Länder
nach den Prinzipien der preußischen Wehrverfassung einzurichten, so daß
sie als Bestandteile eines deutschen Heeres im Kriegsfalle anwendbar werden.“
Fürst Hohenlohe führte dagegen aus, daß der badische Antrag leicht
mißverständliche Auffassung finden könne, hauptsächlich weil die vor-
geschlagene Fassung der dermaligen Gestaltung der politischen Verhält-
nisse Deutschlands doch nicht vollständig entsprechen dürfte. Die weiteren
Debatten bezogen sich wesentlich auf die Frage, bis zu welchem Grade der
Anschluß an das preußische Wehrsystem durchgeführt werden solle. Durch
kommissarische Beratungen der Kriegsminister wurde schließlich ein Schluß-
protokoll vereinbart, das die Zustimmung aller Mitglieder der Konferenz
fand. Der badische Minister gab dabei unter Bezugnahme auf die schon
im Laufe der mündlichen Verhandlungen mehrfach von ihm kundgegebenen
Aeußerungen über die Stellung, welche seine Regierung in der Frage
über die Regelung der deutschen Verfassungsverhältnisse, insbesondere dem