Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

204 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
nichts mehr, als es uns geben wolle, wenn er keinen Taler bekommen 
könne, nehme er einen Silbergroschen. Man werde durchaus nicht drängen. 
Die materiellen Interessen Süddeutschlands — das könne man Deinen 
Gegnern dort vorhalten — bedingten einen Vertrag mit dem Norddeutschen 
Bunde; ohne einen solchen sei auch der Zollverein gefährdet und dadurch 
der ganze Wohlstand der dortigen Länder aufs Spiel gesetzt. Das könne 
den Leuten dort nicht oft genug gesagt werden. Er empfiehlt Vorsicht 
und keine Uebereilung. Er nimmt das größte Interesse an allem, was in 
München geschieht. 
Die Königin sprach sich gestern in demselben Sinne aus und grüßt 
Dich vielmals. Feldmarschall Wrangel läßt Dir auch Glück wünschen zu 
Deinen bisherigen Erfolgen, hofft das Beste für die Zukunft und empfiehlt 
sich Dir. Auch Herr von Vincke sprach mit mir über Dich und freute 
sich darüber. Du siehst, daß alle Parteien hier für Dich sind. Bismarck 
betrachtet auch die Führung Bayerns unter den süddeutschen Staaten als 
selbstverständlich und hat alle Anträge von Württemberg und Baden 
zurückgewiesen, die nicht im Verein mit Bayern gemacht wurden. 
Großherzog Friedrich von Baden an den Fürsten 
Hohenlohe. · 
Karlsruhe, 4. März 1867. 
Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre beiden Briefe vom 
19. und 20. Februar, aus denen ich mit großer Freude entnehmen durfte, 
daß unfre Besprechung in Mühlacker der Beginn eines vertraulichen Ver- 
kehrs wurde, dessen Wert ich sehr zu schätzen weiß. 
Wir begegneten uns in dem Streben einer engeren Verbindung des 
Südens mit dem Norden von Deutschland, und wir haben dabei schon 
besprochen, in welchen verschiedenen Stadien der Entwicklung wir uns 
dieses Einigungswerk vollbracht denken. 
Mit aufrichtigem Danke habe ich somit Ihre Vorschläge als einen 
hoch anzuerkennenden Versuch begrüßt, dieses Streben mehr und mehr zu 
betätigen, und werde nun nach gründlicher Prüfung versuchen, Ihnen 
meine Anschauungen darüber in Kürze darzulegen. 
Im allgemeinen bin ich gern bereit, auf Ihre Vorschläge zu näherer 
Beratung einzugehen, würde aber sehr wünschen, über das Detail derselben 
noch weitere Mitteilungen von Ihnen zu erhalten, um die ganze Ausdeh- 
nung und Tragweite einzelner Punkte näher kennen zu lernen. 
Die vier Grundgedanken Ihrer Vorschläge betrachte ich als den Aus- 
druck für die in den süddeutschen Staaten zu überwindenden Schwierig- 
keiten und Vorurteile. Ich erkenne darin den Kreis von Rücksichten, welche 
Sie zu nehmen genötigt sind, um einen Uebergangszustand für eine innigere
	        
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