Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

12 Aus der Jugend (1819 bis 1847) 
wahrheiten des Christentums zurückgekommen, haben die Größe von dessen 
Wahrheit angestaunt — und unbedeutende Kreaturen, die noch nicht über 
ihre Stiefeln philosophiert haben, wollen sich lossagen vom Glauben, von 
wahrer Frömmigkeit.“ 
Anfangs März 1840 verlebte der Prinz den Karneval in Mannheim. 
Von da schreibt er am 2. März: „Gestern war hier ein wahrhaft pracht- 
voller Maskenzug: ein Jagdzug von den frühesten Zeiten deutscher Ge- 
schichte an bis auf die neueste Zeit. Prächtige Kleidung, schöne Pferde, 
hundert Hauptpersonen und viel Train. Es waren die hiesigen Herren, 
Offiziere und andre, die das mit großer historischer Treue und vielem 
Aufwand aufführten.“ 
Nachdem die Osterferien in Corvey verlebt waren, wurden die Studien 
im Frühling 1840 wieder ausfgenommen. 1) Die Briefe an die Schwester 
rühmen die Lage der neuen Wohnung am Neckar. 
„Die Kollegien sind noch nicht alle angegangen,“ schreibt der Prinz 
am 9. Mai 1840, „Mittermaier und Rau, zwei unfrer besten Professoren, 
sind noch auf dem von mir schon so oft und auf jede Weise verdammten 
Landtage. Ich muß mich zusammennehmen, Dir nicht noch stärkere Aus- 
drücke für diese Lumpenversammlung zu schreiben. Nie haben mich diese 
dummen Schwätzeranstalten mehr geärgert als jetzt, wo wir selbst darunter 
leiden. Wenn ich künftig irgend einmal kann, so soll dieser Aerger sich 
noch an dergleichen Instituten Luft machen.“ 
Im September desselben Jahres folgte der Prinz einer Einladung 
des Prinzen Albert, der am 10. Februar der Gemahl der Königin Viktoria 
geworden war, nach Windsor. Leider sind von diesem englischen Auf- 
enthalte, der vom 20. bis 24. September dauerte, nur die Namen von 
Personen und Sehenswürdigkeiten notiert. Den Rest der Herbstferien 
verlebte der Prinz in Corvey. Unterbrochen wurde dieser Aufenthalt durch 
eine Reise zu der Huldigung in Berlin am 15. Oktober und in Schlesien. 
Darauf folgten „fröhliche Hochzeitstage“ bei der Vermählung der ältesten, 
am 19. April 1816 geborenen Schwester Therese mit dem Fürsten Friedrich 
Karl zu Hohenlohe-Waldenburg, welche am 26. November 1840 zu Langen- 
burg gefeiert wurde. Bald darauf trat die schwere Erkrankung des Fürsten 
Franz Joseph ein, welche indessen den Prinzen nicht hinderte, den Abschluß 
seiner Studien zu betreiben. Zur Vorbereitung auf das Examen wurde Bonn 
gewählt. „Hier die Wintermonate still und traurig,“ sagt das Tagebuch. 
  
1) Der Prinz hörte im Sommersemester 1840 Geschichte des römischen Privat- 
rechts und Prozesses und römisches Erbrecht bei Deurer, Zivilprozeß bei Mitter- 
maier, Naturrecht bei Röder, Nationalökonomie bei Rau, endlich bei Zöpfl ein 
Privatissimum über deutsches Staatsrecht und ein Zivilprozeßpraktikum und Re- 
latorium, ebenfalls privatissime.
	        
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