Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 211
die zu einem vollkommenen Einverständnis führten. In denselben Tagen
war auch zum gleichen Zwecke der württembergische Minister Freiherr von
Varnbüler in München anwesend.
Journal.
12. März 1867.
Nachdem sich Wagner vorgestern bei mir angemeldet, nachher aber
wieder entschuldigt hatte, da er krank geworden war, schrieb ich ihm heute,
um ihn abends zu mir zu bitten. Er kam um ½7. Anfangs war er etwas
befangen, sprach von allgemeinen Dingen und entschuldigte sich, daß er
überhaupt eigentlich kein Recht habe, zu mir zu kommen. JIch setzte ihn in
eine behaglichere Stimmung, indem ich ihm sagte, wir hätten zwei Vereinigungs-
punkte, wir seien von derselben Partei gehaßt und einig in gleicher Ver-
ehrung für den König. Darauf wurde er mitteilender, sprach von der Art,
wie man den König behandelt und gequält habe, so daß er zweimal ihm
geschrieben habe, er würde abdanken, erzählte unter Beteuerungen, daß er
sich damit nicht rühmen wolle, daß er mich dem König als Minister
empfohlen habe; dann kam er auf die Aufgabe Bayerns als ein deutscher
Staat, dessen Bevölkerung die Gewandtheit der Franken mit der Phantasie
der Schwaben und der Naturkraft der Bayern vereinige, daß der König
ganz der Mann sei, diesen deutschen Staat zu regieren und das Ideal
des Deutschtums zu verwirklichen, kam dann auf seine Kunstrichtung zu
sprechen, auf seine hiesigen Erfahrungen, auf seine Pläne mit der Ein-
richtung einer Kunstschule, auf die Hindernisse, die ihm in den Weg gelegt
worden seien, und endlich auf das Kabinett. Dazwischen sprach er von
der Notwendigkeit, daß ich im Ministerium bleibe. Worauf ich ihm er-
widerte, daß dies nicht von mir abhinge. Ich könne nicht dafür einstehen,
daß man nicht das Vertrauen des Königs in mich untergrabe, und sei
dessen um so weniger sicher, als der König nach der Tradition des Königlichen
Hauses nicht direkt, sondern nur durch das Kabinett mit mir verkehre.
Er sagte nun, daß dies nicht so bleiben könne, worauf ich ihn darauf
aufmerksam machte, daß es sehr gefährlich sei, sich mit dem Kabinett in
einen Kampf einzulassen, er wisse das am besten. Mein politisches Pro-
gramm erwähnte er, worauf ich auf einige Einzelheiten noch einging.
Schließlich sprach er noch die Hoffnung aus, daß der König nie das
Vertrauen in mich verlieren würde.
In der Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom 16. März 1867
war über den Antrag der Abgeordneten Dr. Edel und Dr. Völk betreffend
die Errichtung eines Obersten Verwaltungsgerichtshofs verhandelt worden.
Der Antrag entsprach einem Beschlusse der Kammer vom 27. Juni 1865,
weshalb nach einer eingehenden Befürwortung durch den Abgeordneten