Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 219 
keinem Zwiespalt sei und namentlich für Gresser und Pechmann wahre 
Achtung hege. Indessen könne es wünschenswert und notwendig erscheinen, 
in den nächsten Monaten ein Ministerium zu haben, auf das die Welt 
und namentlich unsre Nachbarn mit Achtung sähen, und da sei es nun 
nötig, daß gescheite Leute in das Ministerium kämen, da hätte ich nun 
auch an ihn gedacht. Dann setzte ich ihm auseinander, wie es nicht 
möglich sei, daß er allein an Bomhards Stelle in das Ministerium trete, 
und sagte, die Schwierigkeit liege nur darin, daß, wenn jetzt das Justiz- 
ministerium besetzt werde, für ihn später kein Platz sei. 
Er erwiderte, wie dankbar er das Vertrauen anerkenne, das ich in 
ihn setze, doch glaube er, daß er bei dem Könige auf Widerspruch stoßen 
werde. Er erzählte, daß er schon früher vom Minister Koch für das 
Kultusministerium in Vorschlag gebracht worden sei, und daß dies damals 
an dem Widerspruch des Königs gescheitert sei. Auch könne er nicht sich 
selbst in Vorschlag bringen. 
Ich erwiderte, daß ich jetzt keine Intrige gegen meine Kollegen be- 
ginnen könne, da kein Anlaß dazu gegeben sei, dieser Anlaß könne aber 
später kommen. Es könne auch ohne Anlaß dringend erscheinen, neue, 
junge Kräfte in das Ministerium zu bringen. Für diesen Fall wäre es 
erwünscht, wenn er sich möglich erhielte und die Besetzung des Justiz- 
ministeriums noch auf Monate hinausschiebe. 
Auf die Frage, ob ein Hinschleppen mit Bomhard möglich sei, ver- 
sicherte ich ihm, daß wir uns dann zu sehr blamieren würden. 
Endlich kamen wir überein, daß er dem Könige sagen wolle, ich hätte 
zwar an Steyrer 1) gedacht, hätte aber noch nicht mit ihm gesprochen und 
hielte es für wünschenswert, wenn die Sache noch in suspenso bleibe und 
das Ministerium noch so fortgeführt werde, nachdem Bomhard seine Ent- 
lassung erhalten habe. 
Uebrigens müsse er mir offen sagen, daß sich Einflüsse geltend machten, 
die den König in andrer und günstigerer Weise für Bomhard bestimmten. 
Er habe also den König in dieser Beziehung nicht mehr in der Hand und 
könne für nichts einstehen. 
Bericht an den König, Verhandlungen mit dem Nord- 
deutschen Bunde betreffend. 
München, 31. März 1867. 
Eure Königliche Majestät haben durch Allerhöchstes Signat vom 
30. dieses Monats den treugehorsamst Unterzeichneten zu ermächtigen geruht, 
in Stuttgart, Karlsruhe und Darmstadt Unterhandlungen zu eröffnen, um 
  
1) Damals Ministerialrat im Justkizministerium.
	        
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