224 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
Benedetti gesagt habe, daß wir nach Lage der öffentlichen Meinung nicht
weichen können und werden. Graf Perponcher berichtet dagegen aus dem
Haag, daß der Abschluß nicht erfolgt sei, und er hoffe, ihn zu hindern.
Nach Stand der Dinge in Deutschland müssen wir meines Erachtens eher
den Krieg wagen, so wenig auch das Objekt Luxemburg an sich des Kriegs
wert ist. Die Auffassung der Sache in der Nation, deren Ehrgefühl ins
Spiel gezogen, ist das entscheidende. Jedenfalls sollten wir beide den
günstigen Einfluß des Inzidenzfalls auf Konsolidierung der nationalen
Sache nach Kräften ausbeuten und uns daneben vom Kriege, der schnell
eintreten kann, materiell nicht überraschen lassen. Die englische Regierung
scheint den Krieg im geheimen nicht ganz ungern zu sehen, hoffend, daß
Frankreich unterliegen werde, vielleicht bereit, dazu mitzuwirken, sobald das
Glück uns günstig ist."
Herr von Werthern sendete dieses Telegramm dem eben an der
königlichen Tafel speisenden Fürsten zu.
Aufzeichnung des Fürsten „über den Vortrag bei Seiner
Majestät dem Könige den 4. April, vormittags 11 Uhr“".
In der heutigen Audienz hielt ich dem Könige über den Stand der
luxemburgischen Angelegenheit Vortrag. Fragte, welche Antwort auf die
Depesche des Grafen Bismarck von gestern zu geben sei und erhielt die
Ermächtigung, zu erklären, daß im Falle eines Kriegs Bayern an der
Seite Preußens in Gemäßheit des geheimen Vertrags stehen werde, daß
es aber die süddeutschen Verhältnisse dringend wünschenswert erscheinen
ließen, daß Bismarck das Ergebnis der Anfrage nach Wien abwarte, ehe
zu äußersten Entschlüssen geschritten werde.
Anmn5. April wurde durch eine Note an Herrn von Werthern be-
stätigt, „daß, falls es in der Luxemburger Angelegenheit zu einem kriege-
rischen Konflikte mit Frankreich kommen sollte, die bayrische Regierung
ihre Stellung an der Seite Preußens und der übrigen deutschen Staaten
als durch die abgeschlossenen Verträge feststehend erachtet".
Zur Beschleunigung der am 2. April mit Oesterreich angeknüpften
Verhandlungen wurde zunächst am 3. April Julius Fröbel1) nach Wien
geschickt. Dieser kam am 7. April früh nach München zurück und berichtete
1) Fröbel, der von 1862 bis 1866 im Dienste der österreichischen Regierung
gestanden hatte und damals in Stuttgart für die württembergische Regierung
arbeitete, war bereits am 26. Februar im Auftrage des Fürsten nach Wien gegangen,
um die Stellung des Freiherrn von Beust zu dem deutschen Programm des Fürsten
zu erkunden. Fröbel, Ein Lebenslauf, Bd. II S. 469.