Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

226 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
man ihn leicht irgendwo als Regierungspräsidenten unterbringen, wozu er 
fähig sei. 
Depesche an die bayrische Gesandtschaft in Berlin. 
München, 9. April 1867. 
In dem Berichte vom 6., hier eingetroffen am 8. d. M., ist betont, 
daß Graf Bismarck eine bestimmte Erklärung der bayrischen Regierung 
über die Stellung wünsche, welche dieselbe im Falle des Ausbruchs eines 
Kriegs mit Frankreich einnehmen würde. Ich hielt diese Frage schon durch 
mein chiffriertes Telegramm vom 6. d. M. und durch gleichlautende Er- 
klärungen an Herrn von Werthern gelöst, habe jedoch nicht verfehlt, die 
weiteren Befehle Seiner Majestät des Königs einzuholen, durch welche ich 
nunmehr zu der Erklärung ermächtigt bin, daß die bayrische Regierung, 
wenn in der Luxemburger Frage zwischen dem Könige von Preußen und 
dem Kaiser der Franzosen ein Krieg ausbrechen sollte, den Fall des Separat- 
vertrags d. d. Berlin, 22. August 1866 für zweifellos gegeben erachtet, 
demnach für diesen Fall dem Vertrage entsprechend zu handeln bereit sein 
würde. Mit dieser Erklärung verbinde ich jedoch die wiederholte Ver- 
sicherung, daß die Königliche Regierung, weit entfernt, zum Kriege zu 
drängen, an allen zur Erhaltung eines ehrenvollen Friedens geeigneten 
Schritten teilzunehmen, überhaupt alle hierzu geeigneten Mittel zu erschöpfen 
bereit ist. 
Die Depesche trägt den Genehmigungsvermerk des Königs vom 9. April. 
Großherzog Friedrich von Baden an den Fürsten 
Hohenlohe. 
Karlsruhe, 9. April 1867. 
An demselben Tage, an dem ich von Berlin zurückgekehrt war, meldete 
sich Staatsrat Gelzer bei mir an, um mir mündlich über seine Reise nach 
München zu berichten. Was er mir über die Aufnahme, die ihm bei 
Ihnen zuteil geworden und über den Gedankenaustausch, der in bezug 
auf die wichtigsten Fragen der Gegenwart mit Ihnen stattgefunden, 
mitteilte, konnte nur in hohem Grade die Eindrücke bestätigen, die ich 
seinerzeit von der Unterredung in Mühlacker zurückbrachte. 
Staatsrat Gelzer hat Ihnen in meinem Namen die Versicherung ge- 
geben, daß sein Besuch hauptsächlich den Sinn habe: auch außerhalb des 
formellen Geschäftsganges ein Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und 
mir zu befestigen, das für die glückliche Lösung der nationalen Aufgaben 
mir in hohem Grade wünschenswert erscheint. Staatsrat Gelzer sprach 
mir wiederholt mit dankbarer Befriedigung davon, wie sehr das Vertrauen, 
womit er Ihnen entgegentrat, in der wohltuendsten Weise erwidert wurde;
	        
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