Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 229
zur Erforschung der Ansichten des Ministers nach Wien begeben hatte.))
Hiernach wäre Oesterreich nicht absolut abgeneigt, eine aktiv freundliche
Stellung zu Preußen in der Sache einzunehmen, es würde sich vielmehr
nur darum handeln, die Gegenleistungen und Garantien festzustellen, die
Preußen und Deutschland überhaupt, und zwar insbesondere in der orien-
talischen Frage, der österreichischen Regierung dafür bieten würde.
Könnte es dem treugehorsamst Unterzeichneten gelingen, eine Ver-
mittlung der Interessen Preußens und Oesterreichs in dieser Frage zu
erzielen, so würde hierdurch die Stellung Bayerns in den Unterhandlungen
mit Preußen einen Vorschub der wesentlichsten Art gewinnen. Eben deshalb
hält es der treugehorsamst Unterzeichnete für wichtig, kein Mittel, das zu
diesem Ziele führen könnte, zu versäumen. Als ein solches Mittel, welches,
selbst wenn es von direktem Erfolge nicht begleitet wäre, doch indirekt
zur Ebnung manches Hindernisses dienen könnte, habe ich bereits mündlich
Eurer Königlichen Majestät die Sendung eines Vertrauensmanns nach
Berlin und Wien bezeichnet. Welche Aufgaben mit dieser Mission zu
verbinden wären, ergibt der anliegende Entwurf einer Instruktion, welchen
der treugehorsamst Unterzeichnete der Allerhöchsten Genehmigung unterstellt.
Als die Person, welche mit dieser ebenso wichtigen wie schwierigen
Mission zu betrauen wäre, bringt der treugehorsamst Unterzeichnete Eurer
Königlichen Majestät den Ministerialrat im Ministerium des Aeußern,
Grafen Tauffkirchen, alleruntertänigst in Vorschlag . . . Es wird dem
treugehorsamst Unterzeichneten zur Beruhigung gereichen, wenn Eure
Königliche Majestät vor der Fassung des definitiven Entschlusses den Grafen
Tauffkirchen empfangen und sich Allerhöchstselbst davon überzeugen wollten,
ob die Auffassung der vorliegenden Aufgabe seitens des Grafen den
Intentionen Eurer Königlichen Majestät vollkommen entspricht.
Der dem Berichte beigefügte Entwurf einer Instruktion bezeichnet als die
Aufgabe der Mission des Grafen Tauffkirchen an die Höfe von Berlin und Wien:
1. die einer Allianz zwischen Preußen und Oesterreich entgegenstehenden
Hindernisse zu ermitteln und, soweit möglich, zu beseitigen,
2. eine solche Allianz im allgemeinen oder doch speziell bezüglich der
Luxemburger Frage zum Abschluß zu bringen und derselben für Bayern,
vorbehaltlich der Genehmigung Seiner Majestät des Königs, beizutreten,
3. dafür von Preußen günstige Bedingungen bei den über die Stellung
Bayerns und der übrigen südwestdeutschen Staaten zum Norddeutschen
Bunde zu eröffnenden Unterhandlungen zu erzielen und ein Uebereinkommen
hierüber, vorbehaltlich der Genehmigung Seiner Majestät des Königs,
abzuschließen.
1) Fröbel. Siehe Seite 224.