Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

238 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
Bezüglich der Militärverhältnisse bemerkte Varnbüler schließlich, daß 
die württembergische Regierung in Vorbereitung eines Wehrverfassungs- 
gesetzes unausgesetzt tätig, auch zur Ausführung der mit Bayern angebahnten 
Vereinbarungen bereit sei und hierauf einen großen Wert lege, um allen- 
fallsigen späteren Prätensionen Preußens ein Fait accompli entgegensetzen 
zu können. 
Fürst Hohenlohe sprach Baron Varnbüler für diese Mitteilungen 
seinen Dank aus und erkannte deren Dringlichkeit in dem Maße an, daß 
er sich entschloß, den eben abgehenden Postzug zur Rückkehr nach München 
zu benutzen, um noch heute Seiner Majestät in den beiden zur Sprache 
gebrachten Angelegenheiten Bericht erstatten zu können. 
Zum Schluß betonte Baron Varnbüler den Wunsch einträchtigen 
Vorgehens Bayerns und Württembergs und deutete an, wie wichtig es 
für Bayern im gegenwärtigen Augenblicke wäre, in Berlin durch eine 
Persönlichkeit vertreten zu sein, welche über die häufigen Schwankungen 
der dortigen Anschauungen sichere Nachrichten zu geben imstande wäre. 
Um 3 Uhr 35 Minuten waren Fürst Hohenlohe und Graf Tauff- 
kirchen in München zurück und übergab ersterer, nachdem er durch Baron 
Werthern erfahren hatte, daß eine weitere Einladung zu Ministerkonferenzen 
noch nicht an ihn gelangt sei, noch am selben Abend zu Berg den an- 
liegenden Antrag. ) 
Bericht an den König. 
München, 30. Mai 1867. 
Auf telegraphische Einladung des Freiherrn von Varnbüler hat sich 
der treugehorsamst Unterzeichnete heute früh zu einer vertraulichen Besprechung 
nach Nördlingen begeben. 
Gegenstand derselben war eine an Herrn von Varnbüler bereits gelangte, 
dem treugehorsamst Unterzeichneten aber bereits angekündigte und stündlich 
von ihm erwartete telegraphische Einladung der preußischen Regierung zur 
Teilnahme an Konferenzen der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 
welche in den nächsten Tagen in Berlin eröffnet werden sollen. Diese 
Ministerkonferenz soll die Zollkonferenz einleiten und sich auf die Frage der 
Rekonstituierung des Zollvereins beschränken. Nach Varnbülers Eröffnungen 
legt nicht bloß die württembergische Regierung auf allseitige Annahme 
dieser Einladung den größten Wert, sondern hat sich auch Freiherr von 
Beust mit den Zielen dieser Konferenz unbedingt einverstanden erklärt. 
Der treugehorsamst Unterzeichnete glaubt um so mehr zur Annahme der 
Einladung raten zu sollen, als nach Artikel VII des Berliner Friedens 
  
1) Der nachfolgende Bericht.
	        
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