Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

244 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
Gemäß den vorstehenden Verhandlungen wurde die Fassung von 
Artikel IV Ziffer 8 der Ministerialerklärung vom 6. Mai dahin geändert: 
„Dem Bundesvertrage ist die dem Artikel 71 des Entwurfs der Ver- 
fassung des Norddeutschen Bundes nachgebildete Bestimmung beizufügen, 
daß eine der Gemeinsamkeit der Nationalität entsprechende Verbindung mit 
Oesterreich anzustreben sei, sofern solche nicht gleichzeitig mit Abschluß des 
Bundesvertrags zu erreichen ist.“ 
In dieser Form wurde der Vertrag am 31. Mai 1867 vollzogen, 
gleichzeitig mit ihm die folgende 
„Besondere Uebereinkunft" 
über gemeinsames Vorgehen Württembergs und Bayerns bei den Unterhandlungen 
mit dem Norddeutschen Bunde. 
J. 
Für den Fall, daß das Erfordernis der Einstimmigkeit zu Abänderungen 
der Bundesgesetze nicht durchzusetzen ist, soll darauf bestanden werden, 
daß zur Aenderung einer Bestimmung des Bundesvertrags bei Annahme 
des in Artikel IV Ziffer 3 der Ministerialerklärung vorgesehenen Stimmen- 
verhältnisses eine Majorität von drei Vierteilen erforderlich sein soll. 
II. 
Es soll darauf bestanden werden, daß der Anteil der Bundesglieder 
an dem Rechte der Bundeskriegserklärung, die Vertretung der Zollvereins- 
interessen durch Generalkonsulate und die nach Verhältnis ihres Wertes 
für die einzelnen Bundesländer zu regelnde Beisteuer zur deutschen Marine 
durch Vertrag festgestellt werden. 
III. 
Auch mit dem Fürsten von Liechtenstein wird die bayrische Regierung 
über die Stellung, welche er in dieser Frage einzunehmen gedenkt, ins 
Benehmen treten. 
Aufzeichnung des Fürsten über die Ministerkonferenz 
am 3. Juni 1867 in Berlin. 
Nachdem ich gestern um 5 20 Uhr von München abgereist war, kam 
ich heute um 12 Uhr in Berlin an. Graf Montgelas empfing mich auf 
dem Bahnhofe und begleitete mich nach dem Hotel de Rome, wo ich so- 
fort eine Einladung zu einer um 2 Uhr stattfindenden Ministerkonferenz 
vorfand. Zuvor kam Baron Varnbüler und teilte in allgemeinen Grund- 
zügen den Stand der Sache mit und die Vorschläge der preußischen 
Regierung. Um 2 Uhr fuhr ich mit Ministerialrat Weber zum Grafen 
Bismarck. Dort fanden wir die Minister von Varnbüler, Dalwigk und
	        
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