Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

260 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
im Waggon gewesen der französische Gesandte und seine Frau, und Herr 
von Radowitz, #) der sich der besonderen Gunst des kaiserlichen Hofs 
erfreut. 
Großherzog Friedrich von Baden an den Fürsten 
Hohenlohe. 
Karlsruhe, 29. August 1867. 
Seit Sie die Güte hatten, mir zu schreiben, ist eine so lange Zeit 
verstrichen, daß ich fast Anstand nehme, noch auf die damals berührten 
Gegenstände zurückzukommen. Ein Dank kann aber nie zu spät kommen, 
und somit hoffe ich, daß Sie ihn auch heute noch freundlich aufnehmen 
wollen. 
Eine gründliche Veränderung der Verhältnisse hat aber inzwischen 
stattgefunden und die damals uns bewegende Luxemburger Frage hat bereits 
andern den Platz geräumt. 
Die Lage der Verhältnisse von Südwestdeutschland hat, wie mir 
scheint, eine Verbesserung erfahren durch Erneuerung und Umngestaltung 
des Zollvereins. Wir haben wenigstens ein festeres Band mit Nord- 
deutschland geschlungen und können daraus noch bessere Verbindungen in 
politischer Beziehung entwickeln. 
Diese Aussicht scheint mir einen wesentlichen Antrieb zur Salzburger 
Zusammenkunft gegeben zu haben. Die Verhinderung eines Bündnisses 
zwischen Südwest= und Norddeutschland bildet, wie ich mich persönlich 
überzeugte, einen fortwährenden Gegenstand der Sorge in Paris. 
Die Haltung der süddeutschen Regierungen wird für die weitere Ent- 
wicklung der französisch-österreichischen Absichten von entscheidender Be- 
deutung werden. Wir werden vielleicht schon bald in der Lage sein, vor- 
läufige Fragen zu beantworten, und es treten daher von neuem die Auf- 
gaben an uns heran, mit denen wir beide unfre ersten geschäftlichen 
Berührungen pflegten. 
Im Hinblick auf diese etwa bevorstehenden Aufgaben schien es mir 
von Bedeutung, Ihre Aufmerksamkeit einem Verhältnis zuzuwenden, dessen 
Vorzüge ich für so hervorragend erachte, daß ich nicht versäumen wollte, 
Ihnen die Möglichkeit zu geben, davon Nutzen zu ziehen. 
Als der König von Württemberg nach Paris reiste, traf ich unter- 
wegs mit ihm zusammen, und da sprach er mir von dem Wunsch, mit 
dem König von Preußen zusammenzutreffen, wenn derselbe etwa, wie ge- 
wöhnlich, im Spätsommer zu uns ins Land kommen sollte. Da der König 
von Württemberg meist bis Ende September in Friedrichshafen residiert, 
  
1) Legationsrat an der preußischen Gesandtschaft.
	        
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