Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 261
so schlug ich ihm vor, eine solche Begegnung zu vermitteln, insofern die
Absicht des Königs von Preußen sich realisiere, den Geburtstag der Königin
Augusta auf Schloß Mainau zuzubringen. Ich versprach dem König von
Württemberg, ihn sofort in Kenntnis zu setzen, wenn diese Pläne der
preußischen Majestäten feststehen.
Es ist nun sehr wahrscheinlich, daß diese Absichten sich erfüllen werden,
da der König von Preußen schon bald in Baden--Baden erwartet wird.
Wie erfreulich es wäre, wenn der König von Bayern sich entschließen
könnte, diese Gelegenheit zu benutzen, um ebenfalls den König von Preußen
am Bodensee aufzusuchen, bedarf keiner Versicherung. Hingegen will ich
nicht versäumen, Ihnen diese Frage ans Herz zu legen und dabei die
Versicherung zu geben, daß ich mich glücklich schätzen würde, dem König
auf Schloß Mainau die Gelegenheit dazu zu bieten. Die Entfernung von
Hohenschwangau nach Lindau ist gering, und von Lindau aus könnte der
König an einem Tage hin und zurück einen Besuch auf Mainau abstatten.
Es versteht sich aber von selbst, daß wenn der König auch länger bei uns
vorlieb nehmen will, es mich sehr erfreuen würde.
Ich stelle daher meine Vermittlung sowohl als auch meine Gast-
freundschaft Ihrem Könige zur Verfügung und würde mich freuen,
wenn Sie ebenfalls daran teilnehmen wollten. Ich glaube indessen
Ihnen allein überlassen zu müssen, ob Sie meinen Gedanken verwerten
wollen oder nicht. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir
bald eine Andeutung über eine etwaige Annahme meines Vorschlags
geben wollten, damit ich mich rechtzeitig mit dem Könige von Preußen
in Verbindung setzen könnte. Der Geburtstag der Königin von Preußen
ist der 30. September, und vorher gehen beide Majestäten nach Hohen-
zollern.
Möchten Sie meine Absicht nicht verkennen und überzeugt bleiben
von der ausgezeichneten Verehrung
Ihres ergebenen
Friedrich, Großherzog von Baden.
Bericht an den König.
Aussee 1. September 1867.
Eurer Königlichen Majestät beehrt sich der treugehorsamst Unterzeichnete
alleruntertänigst zu berichten, daß er ein Schreiben des Großherzogs von
Baden erhalten hat, in welchem derselbe den Vorschlag einer Zusammen-
kunft Eurer Königlichen Majestät mit den Königen von Preußen und von
Württemberg macht.
Der treugehorsamst Unterzeichnete hält sich verpflichtet, dieses Schreiben