Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

264 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
doch nicht stellen, und zu einer Trutzerklärung gegen die andern Mächte, 
die Bayern mehr als nötig an Preußen knüpfe und letzteres nur noch zu 
weiteren Uebergriffen ermutigen werde, scheine die Salzburger Zusammen- 
kunft keinen genügenden Anlaß zu bieten. Man scheine die Sache in 
Berlin selbst jetzt ruhiger zu betrachten als anfangs, wie unzweideutig 
aus der gemäßigten Sprache der offiziösen Presse hervorgehe. Dazu 
komme, daß in Mainau doch leicht weitere Propositionen gemacht werden 
könnten, deren Ablehnung in der Tat unangenehmere Folgen haben könne 
als die Vermeidung der Gelegenheit zu deren Proposition. 
Beifügen soll ich, daß Seine Majestät nichts dagegen zu erinnern 
fänden, sondern sogar nicht ungern sehen würden, wenn Eure Durchlaucht 
nach der Mainau gingen und etwa den Herrn Ministerialrat von Völdern- 
dorff mit sich nehmen wollten. Wenn mich Eure Durchlaucht fragen, wie 
das letztere zu verstehen sei, so kann ich nur auf den Schlußsatz Ihres 
Briefs hinweisen, wo es heißt: „Wenn Seine Majestät mich allein hin- 
schicken, so genügt das nicht.“ Alle Versuche der Interpretation dieser 
Stelle in dem Sinne, daß Ihren Absichten mit Völderndorffs Beiordnung 
nicht genügt werde, haben nicht zum Ziele geführt. Den Brief des Groß- 
herzogs lege ich wieder bei, ich habe für den Fall des Bedürfens Abschrift 
zurückkehalten. Wenn Eure Durchlaucht nochmals in einem Berichte 
auf die Sache zurückkommen wollen, so ist vielleicht doch noch ein andres 
Resultat zu erreichen. Letzteres ist übrigens nur meine Privatmeinung. 
Ueber den Justizminister hoffe ich in den nächsten Tagen Entscheidendes 
melden zu können.:) 
Bericht an den König. 
Aussee, 13. September 1867. 
Durch Schreiben des Kabinettssekretärs Eurer Königlichen Majestät 
ist dem treugehorsamst Unterzeichneten der Auftrag erteilt worden, die von 
Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden angeregte Zu- 
sammenkunft mit den Königen von Preußen und von Württemberg dankend 
abzulehnen. 
Der treugehorsamst Unterzeichnete wird diesem Befehle sofort nach- 
kommen und erlaubt sich dabei, ehrfurchtsvollst zu berichten, daß nach 
einem gestern eingetroffenen Telegramm des Staatsrats Daxemberger der 
König von Württemberg die gemeinschaftliche Begegnung mit dem König 
von Preußen abgelehnt, sich dagegen vorbehalten hat, dem Könige von 
Preußen allein einen Besuch auf Mainau zu machen. Hiermit fällt die 
  
1) Die Ernennung des Ministerialrats Lutz zum Justizminister erfolgte am 
16. September, gleichzeitig die Ernennung des Polizeidirektors Lipowsky zum 
Kabinettssekretär des Königs.
	        
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